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Insolvenz in Eigenverwaltung

Der Traditionshersteller HABA steckt in einer tiefen Krise – die HABA Sales GmbH & Co. KG hat beim zuständigen Amtsgericht Coburg einen Antrag auf Eröffnung des Eigenverwaltungsverfahrens gestellt, dem nachgekommen wurde.

Entsprechend hat das Amtsgericht Coburg antragsgemäß die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Für die HABA FAMILYGROUP bedeutet die Eigenverwaltung nach den wirtschaftlichen Turbulenzen der vergangenen Wochen und Monate die Chance auf einen kompletten Neustart.

Das Verfahren zur Eigenverwaltung ermöglicht es, das Familienunternehmen bei laufendem Geschäftsbetrieb neu aufzustellen und langfristig auf solide finanzielle Füße zu bringen. Die HABA FAMILYGROUP befindet sich derzeit in der größten Umstrukturierung der mehr als 85-jährigen Firmengeschichte. Bereits im August beschloss die Unternehmensführung eine Neuausrichtung der verschiedenen Geschäftsbereiche, um sich entsprechend gestärkt zukunftsfähig den aktuellen Herausforderungen stellen zu können. „Der Antrag auf Eigenverwaltung ist uns alles andere als leicht gefallen“, erläutert Geschäftsführer Dr. Mario Wilhelm, „aber sie ist angesichts der angespannten wirtschaftlichen Situation die einzige Möglichkeit, dass die HABA FAMILYGROUP mit ihrer großen Tradition schnell wieder zu alter Stärke zurückfindet. Darum kämpfen wir jeden Tag mit großer Leidenschaft und bekommen dafür von der Inhaberfamilie das notwendige Vertrauen.“

Das Markenimage der HABA FAMILYGROUP in der Welt von Kindern und Eltern ist konkurrenzlos. Kaum ein anderes Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten derart der Entwicklungsförderung für Kinder verschrieben, wie das Traditionsunternehmen aus Bad Rodach. Nachdem der Geschäftsbereich JAKO-O Anfang 2024 eingestellt wird, stehen nunmehr die beiden Kernsegmente HABA und HABA Pro mit nachhaltig hergestellten Spielwaren und Möbeln höchsten Qualitätsanspruchs im Fokus.

Die Geschäftsführung der HABA FAMILYGROUP unter Dr. Mario Wilhelm bleibt ebenso im Amt wie Stefanie Frieß, verantwortlich für Vertrieb und Marketing, und Sabine Habermaass als Vertreterin der Inhaberfamilie. Unterstützt wird das Führungsteam in der Eigenverwaltung ab sofort vom erfahrenen Sanierungsexperten Martin Mucha aus der Kanzlei GRUB BRUGGER, der als Generalbevollmächtigter in das Unternehmen eingetreten ist. „Wir werden den Geschäftsbetrieb wie gewohnt fortsetzen und uns mit allem Engagement auf die Kernkompetenzen des Unternehmens konzentrieren“, erläutert Rechtsanwalt Martin Mucha, „die Chancen stehen gut, dass wir die HABA Sales GmbH & Co. KG und die HABA Group B.V. & Co.KG wieder auf solide Füße stellen. Wir gehen davon aus, dass uns sowohl Lieferanten als auch Kunden weiterhin das Vertrauen schenken und mit uns zusammenarbeiten.“

Als vorläufigen Sachwalter hat das Gericht Herrn Dipl.-Wirtschaftsjurist Tobias Sorg aus der Kanzlei dmp solutions GmbH bestellt.

Das Handelsblatt schreibt zu den härtesten Einschnitten in der 85-jährigen Geschichte des Familienunternehmens, dass laut Mario Wilhelm in den vergangenen Jahren Entscheidungen getroffen wurden, die sich im Nachhinein als falsch herausgestellt hätten. Das müsse man sich eingestehen und entsprechend korrigieren. Wilhelm arbeitet seit 2010 bei HABA und wurde im Mai 2023 in die Geschäftsführung der HABA FAMILYGROUP berufen.

„Hinzugekommen seien stark gestiegene Materialkosten, Engpässe in der Lieferkette und eine missratene IT-Umstellung. Das habe zu großen Problemen bei der Auftragsabwicklung und zu starken Umsatzeinbrüchen geführt. Die Gewerkschaft ist in Sorge. Die Belegschaft sei wütend und enttäuscht. Oft seien ganze Familien bei HABA beschäftigt, sagte Nicole Ehrsam von der IG Metall Coburg. Das Ausmaß der wirtschaftlichen Schieflage habe alle überrascht. Der vorherige Geschäftsführer Tim Steffens habe die Lage bis zuletzt positiv dargestellt und Managementfehler offenbar vertuscht“, ist es online bei handelsblatt.com zu lesen.

Und weiter: „Steffens, der 2019 zu HABA kam, hatte das Unternehmen im März verlassen. Noch vor zwei Jahren hatte der frühere CFO des Sandalenherstellers Birkenstock große Pläne mit dem Traditionsunternehmen. Steffens wollte den Umsatz bis 2025 von rund 360 auf 500 Millionen Euro steigern, sagte er 2021 dem Handelsblatt.

HABA machte damals 44 Prozent des Umsatzes digital. Steffens wollte den Webshop von JAKO-O in zehn europäische Länder bringen und ihn enger mit den bisher getrennten Sparten HABA für Holzspielzeug und HABA Pro für Kita- und Schulmöbel (vormals Wehrfritz) verzahnen.

Doch die digitale Verschmelzung der drei eigenständig geführten Sparten wurde zum Fiasko. Bei der Umstellung von unterschiedlicher veralteter Software auf SAP4/Hana kam es zu Problemen. Es ergaben sich erhebliche Verzögerungen bei den Onlinebestellungen, was Kunden erzürnte und die Umsätze einbrechen ließ. Auch intern soll es Widerstände gegen die Zusammenführung der Sparten gegeben haben, weil Spielzeug und Möbel zu unterschiedlich seien. Der traditionsreiche Kinder-Versandhändler JAKO-O wird nun ganz geschlossen.“

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