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möbelfertigung MEINUNG  | 

Kein Statement auf der Waage

Die erste möbelfertigung des Jahres 2025 liegt demnächst auf Ihrem Schreibtisch und ist bereits vorab als Digital-Ausgabe verfügbar. Thema des Editorials: Der bittere Anfang-Januar-Waage-Moment der Möbelbranche. Und natürlich darf auch Friedrich Merz nicht fehlen:

Die Tage rund um Weihnachten und Neujahr sind eine Zeit des Zur-Ruhe-­Kommens. Und oft auch mit der Hoffnung verbunden, nach dem Break werde im neuen Jahr alles besser. In der zweiten Januar-Woche steigen dann Viele das erste Mal seit Wochen wieder auf die Waage – und sehen, das Problem ist nicht weg, sondern sogar noch gewichtiger geworden. Geändert hat sich nur die Jahreszahl.

In der Möbelwelt schwang nach einem extrem schwierigen Jahr 2024 die Hoffnung mit, 2025 könne nur besser werden. Doch schon am 7. Januar erlebte die Branche ihren Waage-­Moment. XXXLutz verkündete die Übernahme der Porta Gruppe mit rund 140 Standorten in Deutschland, Tschechien und der Slowakei. Der Deutschland-Umsatz der Nummer 2 im deutschen Möbelhandel, XXXLutz, der 2023 nach Schätzungen der möbel kultur bei 3,98 Mrd. Euro gelegen haben soll und der Nummer 6, Porta, mit 1,14 Mrd. Euro hierzulande, addiert sich nunmehr auf mehr als 5 Mrd. Euro.

Und auch wenn der Verkauf noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung steht, der Schock in der deutschen Möbel-­Industrie sitzt tief. Als Sprachrohr der Branche kommentierte Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie: „Die geplante Übernahme der Porta-Gruppe durch XXXLutz ist eine dramatische Nachricht für die deutsche Möbelindustrie. Käme dieser Kauf zustande, würde sich die ohnehin schon hohe Konzentration im deutschen Möbelhandel weiter verschärfen und eine bedrohliche Größenordnung erreichen. Unsere mittelständischen Hersteller sehen sich seit Jahren einer wachsenden Marktmacht des Handels gegenüber und sind zu immer größeren Zugeständnissen gezwungen. Gerade aktuell setzt die XXXLutz-Gruppe beziehungsweise ihr Einkaufsverband Giga die deutschen Lieferanten mit aus unserer Sicht unhaltbaren Forderungen unter Druck…“

Vieles hängt in der Schwebe. Gefühlt wartet das ganze Land auf die Bundestagswahl und erhofft sich nachfolgend die dringend erforderlichen Impulse. „Die wirtschaftspolitische Unsicherheit ist in Deutschland sogar noch extremer als in anderen Ländern. Wir sprechen über Werte, die 4 Mal so hoch sind wie in den ­Coronajahren“, so Prof. Dr. Galina Kolev-Schaefer, Senior Economist beim Institut der deutschen Wirtschaft. Themen wie die Asylpolitik bestimmen den Wahlkampf. Der Wohnungsbau spielt dagegen maximal eine untergeordnete Rolle. Obwohl ja ausnahmslos jeder Wohnen muss. Und obwohl die in großen Teilen vom Wohnungsbau abhängige holzbasierte Wertschöpfungskette in Deutschland einen jährlichen Gesamtumsatz von 181 Mrd. Euro verzeichnet, 128.000 Unternehmen umfasst und 1,1 Millionen Mitarbeiter:innen beschäftigt.

Mitte Januar traf sich CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz in seiner Sauerländer Heimat mit Vertretern des Verbandes der Deutschen Holzwerkstoffindustrie und des Bundesverbandes Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung. Unter anderem waren Chefs von Egger, Grauthoff, Interprint und Pfleiderer dabei. Tolle Fotos wurden geschossen. Bürokratieabbau, Standortnachteile, Kreislaufwirtschaft etc. thematisiert. Sieben Statements enthält die mit „Machen statt reden – und zwar schnell“ betitelte Pressemitteilung. Eins von Friedrich Merz nicht. Harte Kost. Ich verspreche Ihnen jedoch, in den Themen dieser Ausgabe finden sich auch jede Menge Positiv-Beispiele für Unternehmens­entwicklungen. Und wir haben auch Chancen gefunden. Viel Spaß beim Lesen.

Herzlich, Ihr Tino Eggert