Abgabenlast & Bürokratie schlimmer als das Konjunkturtief
Das Handwerk steht aktuell enorm unter Druck. Dabei zeigt eine Umfrage, dass Abgabenlast und „Bürokratie-Dschungel“ die Betriebe noch mehr belasten als die schwache Konjunktur. Dies ist ein Aspekt des Kommentars der kommenden „möbelfertigung Handwerk und Innenausbau“, die am 12. März erscheint, den Sie schon jetzt hier lesen können:
Nicht im eigenen Tunnel fahren
„Wir müssen uns mehr anstrengen“, bringt es Dagmar Daxenberger, Geschäftsführende Gesellschafterin von Ostermann, im Interview mit der „möbelfertigung“ auf den Punkt. Denn die Zeiten sind herausfordernd. Die gute Auftragslage, über die sich Handwerk noch bis vor Kurzem freuen konnte, ist nicht nur rasant weggeschmolzen – viele Betriebe erwarten weiter sinkende Umsätze, abnehmende Auftragspolster und sogar sinkende Beschäftigtenzahlen.
Laut einer ZDH-Umfrage geben Handwerksbetriebe an, dass das erste Halbjahr 2024 für sie schlechter als das Jahr 2023 laufen wird. Interessant ist dabei, welche Faktoren auch den Tischlern und Schreinern das Leben besonders schwermachen. So belasten nach Angaben der Handwerksbetriebe derzeit die hohe Steuer- und Abgabenlast (68 Prozent) sowie die zu erfüllenden Dokumentations- und Nachweispflichten (52 Prozent) besonders und belegen damit Platz eins und zwei der Leidenspyramide. Erst auf den Plätzen drei bis fünf folgen Fachkräftemangel
(44 Prozent), hohe Energiekosten (43 Prozent) und der derzeitige Auftragsrückgang (41 Prozent).
Die Konsequenz daraus muss also endlich konsequentes politisches Handeln sein – und zwar über Parteigrenzen hinweg. Denn es ist aktuell nicht die Zeit für partei-strategisches Geplänkel, wie zum Beispiel der groteske Streit über das ohnehin schon fast auf Wirkungslosigkeit geschrumpfte Wachstumschancengesetz. Stattdessen braucht es seitens der Politik glaubhafte Signale und Impulse.
Gleichzeitig dürfen Unternehmen und Betriebe in dieser Situation nicht den Kopf in den Sand stecken. So ist es ein schwieriges Zeichen, wenn große Player den handwerks-relevanten Messen als Aussteller fernbleiben. Denn gerade jetzt ist ein „Wir-Gefühl“ wichtig, und die Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette sollten sich austauschen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Denn wenn in schwierigen Zeiten Umsatzpotenziale gehoben werden sollen, braucht es persönliche Gespräche, damit nicht jeder in seinem eigenen Tunnel fährt.
Denn wie das Eingangs-Zitat richtig sagt, immer nur festzustellen, was alle anderen falsch machen, ist zu einfach. Wir müssen uns mehr anstrengen. Was nicht in erster Linie bedeutet, sich vor allem beim Sparen anzustrengen. Natürlich braucht jedes Unternehmen und jeder Betrieb einen gewissen Ertrag. Doch gerade große Unternehmen müssen jetzt Rückgrat zeigen und nach vorne blickend investieren statt Personal abzubauen. Zumal der damit einhergehende Brain Drain langfristigen Schaden anrichten kann beziehungsweise wird. Von den Signalen, die Richtung Kunden gesendet werden, ganz zu schweigen.
So bleibt im ersten Schritt zu hoffen, dass trotz des Wegbleibens diverser Big-Player viele Tischler und Schreiner die „Holz-Handwerk“ besuchen und die Chance zum intensiven Austausch und dem Entdecken von Neuheiten nutzen. Schließlich kann ein „Wir-Gefühl“ in Zeiten wie diesen etwas sehr Wohltuendes sein.
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