Moderates Umsatzplus und starker Rückgang im Ergebnis
Egger blickt auf ein äußerst volatiles Geschäftsjahr 2022/2023 zurück, denn das Umfeld war gekennzeichnet von stark steigenden Zinsen, hoher Inflation, rückläufigen Neubauzahlen, sehr volatilen Rohstoff- und Energiemärkten sowie geopolitischen Unsicherheiten. Trotzdem erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz von 4.449,7 Mio. Euro (plus 5,1 Prozent zum Vorjahr). Das EBITDA belief sich auf 602,5 Mio. EUR (minus 31,3 Prozent zum Vorjahr) und die EBITDA-Marge betrug 13,5 Prozent (Vorjahr: 20,7 Prozent). Die Eigenkapitalquote liegt bei 45,9 Prozent (Vorjahr: 50,9 Prozent).
„Wir freuen uns, dass wir insbesondere in der aktuell herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Lage ein weiteres erfolgreiches Geschäftsjahr abschließen konnten. Die letzten Jahre sind für unsere Branche als außergewöhnlich einzustufen, die Nachfrage nach unseren Produkten war während der Pandemie aufgrund des einhergehenden Cocooning-Effekts extrem hoch. Wir sehen nun eine Rückkehr unserer wesentlichen Kennzahlen auf ein stabiles und langfristig nachhaltiges Niveau“, so Thomas Leissing, Gruppenleitung Finanzen/Verwaltung und Sprecher der Gruppenleitung, bei der Jahrespressekonferenz am Stammsitz in St. Johann in Tirol. „Wobei das Wachstum im vergangenen Geschäftsjahr von Preisen getrieben wurde, während es im Jahr zuvor noch mengengetrieben war. Auch hatte Egger deutlich höhere Kosten von der Rohstoff- und Produktionsseite zu bewältigen. Und wir konnten nicht alle Kosten weitergeben.“
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/2023 wurden Investitionen inklusive Akquisitionen in der Höhe von 540,6 Mio. Euro (Vorjahr: 293,6 Mio. Euro) getätigt. Dabei lag der Investitionsfokus auf den Bereichen Kreislaufwirtschaft, erneuerbare Energie und optimierte Logistik sowie auf weiteren Veredelungskapazitäten. Schon jetzt stammen 65 Prozent des von Egger eingesetzten Holzes aus Recycling oder Nebenprodukten industrieller Holzbearbeitungsschritte, wie Hackschnitzel oder Sägespäne. 70 Prozent der eingesetzten Energie werden aus erneuerbaren Quellen bezogen. Der Holzwerkstoffhersteller verfolgt die Zielsetzung, beide Anteile künftig noch weiter zu steigern. „Als produzierendes Unternehmen sieht Egger sich in der Verantwortung, aktiv zum Klimaschutz beizutragen und hat den Anspruch, die eigenen klimawirksamen Emissionen stetig zu verringern. Diese Ambitionen werden in künftigen Investitionsvorhaben klar zum Ausdruck kommen“, so Frank Bölling, Gruppenleitung Logistik.
Die Gruppe produzierte im Geschäftsjahr 2022/2023 9,6 Mio. m³ Holzwerkstoffe und Schnittholz – diese Menge speichert 6,4 Mio. Tonnen CO2. „Wir konnten unsere Primäranlagen trotz Herausforderungen in unseren Lieferketten im abgelaufenen Geschäftsjahr gut auslasten. Die allgemein gestiegene Nachfrage nach unserer wichtigsten Ressource Holz setzt uns zunehmend unter Druck und unterstreicht einmal mehr die Relevanz der kaskadischen Holznutzung, von der wir seit jeher überzeugt sind“, schildert Hannes Mitterweissacher, Gruppenleitung Technik/Produktion, die aktuelle Lage.
Die Entwicklung in den einzelnen Produktbereichen fiel im abgelaufenen Geschäftsjahr unterschiedlich aus. „Die Marktlage ist eine völlig andere als in den vergangenen Boom-Jahren. Auswirkungen auf die Nachfrage ergeben sich insbesondere durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten und den Rückgang der Baugenehmigungen“, so Michael Egger jun., Gruppenleitung Vertrieb/Marketing. „Dieser Rückgang stellt natürlich eine Herausforderung dar. Auch sehen wir die Rezession in Deutschland natürlich mit Sorge, da dies ein enorm wichtiger Markt für Egger ist.“
Der Bereich Decorative Products (Produkte für den Möbel- und Innenausbau) erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2022/2023 einen unkonsolidierten Umsatz von 3.783,4 Mio. Euro (plus 8,9 Prozent / EBITDA minus 16,2 Prozent zum Vorjahr). Die Division Flooring Products liegt mit einem unkonsolidierten Umsatz von 511,1 Mio. EUR um +0,8 % ebenfalls leicht über dem Vorjahr (EBITDA minus63 Prozent). In beiden Produktbereichen erklären sich die Umsatzzuwächse im Wesentlichen durch die kostenbedingten Preissteigerungen. In der Division Building Products (Bauprodukte wie OSB und Schnittholz) fiel der unkonsolidierte Umsatz um minus 18,7 Euro auf 434,8 Mio. Euro (EBITDA minus 80,6 Prozent). Das Marktumfeld für Bauprodukte ist aufgrund der rückläufigen Neubauwirtschaft herausfordernd.
Die Zahl der Mitarbeiter liegt aktuell bei 10.987 (Vorjahr: 10.629). „Dabei kommt hinzu, dass unsere Mitarbeiter im Durchschnitt immer qualifizierter sind, da die Anforderungen, zum Beispiel durch die Digitalisierung steigen. Hier investieren wir natürlich kontinuierlich in die Weiterbildung“, so Thomas Leissing.
Die Aussichten für das aktuelle Geschäftsjahr sind gedämpft: Die anhaltende Krise in der Ukraine, die volatilen Energie- und Rohstoffmärkte, die in wesentlichen Absatzregionen anhaltend hohe Inflation und weitere drohende geopolitische Krisen sowie die enormen Herausforderungen des Klimawandels sind bestimmende Elemente im gesamtwirtschaftlichen Ausblick. Für Egger ergeben sich aus der Währungsentwicklung in Argentinien zusätzliche Herausforderungen. Der Ausblick in der Umsatz- wie auch der Ergebnisentwicklung der Egger Gruppe ist gedämpft. „Eine Vorausschau für die nächsten Monate ist überaus schwierig. Wir sind dennoch überzeugt, dass wir mit unserer strategischen Ausrichtung des langfristigen Wachstums aus eigener Kraft die richtigen Weichen gestellt haben. Wir setzen weiterhin auf Produktvielfalt, Marktdiversifizierung, stabile Beziehungen mit unseren Partnern und stetige Innovationen für unsere Kunden. Zudem werden wir uns stark auf eine weitere Verbesserung unserer Nachhaltigkeitsleistung fokussieren“, so Thomas Leissing. „Auch werden wir in einem ähnlich hohen Maße wie in diesem Jahr investieren. Denn Investitionen sind für uns keine Jahresthemen. Darüber hinaus steht die Gruppe finanziell sehr stabil da, so dass wir uns Investitionen nicht nur leisten wollen sondern auch konnen.“
In der herausfordernden Zeit sieht Egger auch Chancen im Wettbewerb – auch weil man technisch besser aufgestellt sei als einige Marktbegleiter. „Das gilt es zu nutzen. Trotzdem werden die kommenden Monate sicher nicht einfacher“, betont Leissing abschließend.
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