Online-Umsätze nahezu auf sehr gutem Vorjahrsniveau
Die E-Commerce-Umsätze der Otto Group haben sich nach ersten Prognosen im laufenden Geschäftsjahr 2022/23 (28. Februar 2023) auf hohem Niveau stabil gezeigt – trotz des andauernd schwierigen makroökonomischen Umfelds: So wird der internationale Handels- und Dienstleistungskonzern voraussichtlich wie in 2021/22 einen E-Commerce-Umsatz von 12,1 Mrd. Euro ausweisen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ergibt sich lediglich ein leichter Online-Umsatzrückgang von rund zwei Prozent.
Dabei ist die Entwicklung in den jeweiligen Märkten unterschiedlich: So gehen die E-Commerce-Umsätze im konjunkturell stärker betroffenen Deutschland auf vergleichbarer Basis um rund 8 Prozent auf knapp 7,5 Mrd. Euro zurück, steigen dagegen im Ausland um rund 8 Prozent auf rund 4,6 Mrd. Euro an. Da das Geschäftsjahr der Otto Group erst jeweils am 1. März beginnt – also im vergangenen Jahr kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine – finden die stark positiven Wachstumsraten der Monate Januar und Februar 2022 keine Berücksichtigung. Entsprechend ist das komplette Geschäftsjahr 2022/23 des Konzerns von den gesamtwirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs gekennzeichnet. Dennoch ist es der Otto Group gelungen, die Zahl der aktiven Kund:innen noch einmal um fast 2 Prozent zu steigern, in den verschiedenen Distanzhandelskonzepten konzernweit von rund 58,3 Millionen auf mehr als 59,4 Millionen.
Sebastian Klauke, Konzern-Vorstand E-Commerce, Technologie, Business Intelligence und Corporate Ventures, Otto Group: „Vor dem Hintergrund, dass die gesamten zwölf Monate unseres Geschäftsjahres von den Auswirkungen eines Kriegs mitten in Europa geprägt waren und sind, können wir mit der Umsatzentwicklung durchaus zufrieden sein.“ So lag der E-Commerce-Umsatz der Otto Group im Geschäftsjahr 2019/20 – und damit vor Eintritt der Corona-Pandemie – noch bei gerade einmal rund 8 Mrd. Euro gegenüber jetzt voraussichtlich 12,1 Mrd. Euro. Die Ertragssituation im laufenden Geschäftsjahr 2022/23 ist allerdings eine durchaus andere als in den sehr starken Geschäftsjahren 2020/21 und 2021/22. Schon jetzt ist absehbar, dass das Ergebnis sehr deutlich zurückgehen wird. So sind die Kosten entlang der gesamten Supply Chain auch für die Otto Group merklich gestiegen. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, die drastisch gestiegene Inflation sowie die steigenden Kosten bei Energie, Mobilität und Alltagsversorgung haben zudem dazu geführt, dass die Verbraucher:innen deutlich vorsichtiger geworden sind.
Die negative Konsumstimmung hat sich in einigen Geschäftsmodellen in deutlichen Umsatzrückgängen, einem Shift in den Sortimenten sowie einem Rückgang der durchschnittlichen Warenkorbgrößen gezeigt. So sind die Umsätze im Segment Elektronik und Haushaltsgeräte im Kalenderjahr 2022 um fast zehn Prozent gegenüber 2021 zurückgegangen. Der Bereich Fashion liegt etwa auf Vorjahresniveau. Das Segment Home and Living wächst konzernweit aufgrund eines überzeugenden Nordamerika-Geschäfts leicht, verzeichnet jedoch in Deutschland einen starken Umsatzrückgang. Für das kommende Geschäftsjahr 2023/24 rechnet die Otto Group mit einem niedrigen einstelligen Wachstum im E-Commerce. Ursächlich für die zurückhaltende Prognose ist der fortdauernde Krieg in der Ukraine mit den weiterhin unabsehbaren Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland und der Welt.
Sebastian Klauke: „Wir sind erfahren darin, uns schnell und flexibel neuen Marktsituationen anzupassen. Das hilft uns auch jetzt. Wir profitieren gerade in diesen Krisenzeiten davon, dass wir die Digitale Transformation in den zurückliegenden Jahren mit großem Engagement und Aufwand vorangetrieben haben.“ Innovationsthemen treibt der Handels- und Dienstleistungskonzern auch jetzt weiter voran. So hat OSP (Otto Group Solution Provider) gerade eine gemeinsam mit weiteren Konzernunternehmen entwickelte Liveshopping-Plattform vorgestellt. Die neue Software vermarktet der IT-Dienstleister auch an externe Unternehmen außerhalb der Otto Group. Die Lösung kann individuell auf die Bedürfnisse des jeweiligen E-Commerce-Unternehmens und dessen Kund:innen zugeschnitten werden und zahlt unmittelbar auf den Trend des Event-Einkaufs ein.
Liveshopping bietet großes Umsatzpotenzial. So werden in China beispielsweise schon heute über 40 Prozent aller Onlinekäufe über entsprechende Formate getätigt und auch in Deutschland können sich laut Studien bereits zwei von drei Befragten vorstellen, im Rahmen von digitalen Live-Events einzukaufen. Entsprechend hat auch die Otto Group als einer der Liveshopping-Vorreiter bereits über hundert Pilotformate über ihre Konzernunternehmen, darunter Otto, About You, Bonprix und Mytoys, gestreamt. Ein weiteres Innovationsthema ist die digitale Produktentwicklung. So stellt Bonprix die Kollektionsentwicklung sukzessive von traditionell analogen Prozessen auf rein digitale um: Mit Hilfe modernster Softwaretechnologie werden Schnittmuster für neue Styles digital entwickelt, visualisiert und in 3D auf einem Avatar gefittet. Auf diese Weise kann ein Style zur Produktion freigegeben und die Passform optimiert werden, ohne dass dafür ein physisches Muster gefertigt werden muss. Ein Vorteil dieses neuen Prozesses ist die Sicherung der Qualität durch eine garantierte Konsistenz der Passform für die Kund:innen. Der Schnitt für einen Style wird nicht mehr bei einem Produzenten entwickelt, sondern direkt bei Bonprix. Die ehemals zeit- und ressourcenintensive Produktentwicklung wird so effizienter, flexibler und vor allem auch nachhaltiger im Hinblick auf ökologische, ökonomische und soziale Ressourcen.
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