Die Furnierbranche hat ein gutes Immunsystem
Ursula Geismann, IFN-Geschäftsführerin, gab kürzlich einen Überblick zur Wirtschaftslage: „Multiple Krisen prägen die aktuelle Situation. Alles scheint immer schlimmer zu werden, denn durch die Komplexität der Lage sind auch unsere alten Werte unter Beschuss. In Volkswirtschaften, die auf immer mehr Leistung und immer mehr Wachstum setzen, ist es daher nicht verwunderlich, dass die gefühlte Lage negative Auswirkungen auf die Psyche hat. Inzwischen geht die seelische Verfasstheit auch in unserer Gesellschaft in Richtung Resignation. Viele Menschen empfinden die Krise(n) als Dauerkatastrophe. Viele empfinden ,Ohnmacht mit abwartender Fassungslosigkeit‘, wie es das Institut Rheingold formulierte.
Auch das Stimmungsbild in der europäischen Furnierbranche ist zum Ende dieses Jahres schlechter als im Vorjahr. Zu den weiter andauernden Versorgungsengpässen und Lieferkettenproblemen kommen die mit Unsicherheit verbundenen geopolitischen Entwicklungen. Die steigende Inflation, anziehende Energie- und Rohstoffpreise sowie allgemeine Rezessionsängste trüben den Optimismus ein. Doch unsere Unternehmen erkennen auch die Herausforderungen: Statt den Kopf in den Sand zu stecken und ohnmächtig abzuwarten, legen sie den Fokus auf den Ausbau ihrer eigenen Krisenfestigkeit, ohne langfristige Themen wie Personal und Nachhaltigkeit aus dem Auge zu verlieren. Einschränkungen fördern Kreativität. Anpassungen an weltwirtschaftliche und ökologische Veränderungen begegnet die Furnierbranche mit der Weiterentwicklung ihrer Strategien und Denkpfade. Auch wenn sich Deutschland und Europa, ja vielleicht sogar die meisten Länder der Welt auf dem Weg in eine wirtschaftliche Rezession befinden, strecken unsere Unternehmen ihre Fühler mutig in alle Richtungen aus. Die meisten Unternehmen haben dank ihrer jahrzehntelangen Erfahrungen heute eine konsolidierte Existenz mit einem sehr hohen Reifegrad. Sie sind für Krisenzeiten gut gewappnet. Außerdem entsinnen sich viele Brancheninsider, dass manchmal nach fetten Jahren einfach magere folgen.
Die Wirtschaftsweisen sind sich einig, dass die Stimmung derzeit viel schlechter ist als die Realität. Abwärtsrisiken werden überbewertet, weil die Angst eine so große Rolle spielt. Das Phänomen Angst ist für Branchen und Unternehmen keine neue Erklärung. „Wirtschaft ist zu 50 Prozent Psychologie“, pointierte der „Vater“ der sozialen Marktwirtschaft, Ludwig Erhard, Anfang der 1960er Jahre. Das heißt, wir alle, jeder Einzelne, aber auch Politik und Medien müssen jetzt einen Beitrag leisten, uns selbst und damit die Stimmung in den Gesellschaften wiederzubeleben. Fakt ist, dass Holz und damit Furnier das Trendmaterial der Zukunft ist. Die Furnierbranche geht daher trotz allem optimistisch in die Zukunft. Unsere Resilienz ist entscheidend, um die bevorstehende Rezession zu überwinden und zu einem notwendigen Aufbruchklima positiv beizutragen.
2021 stieg das Marktvolumen für unseren ökologisch-nachhaltigen Werkstoff in vielen europäischen Ländern und auch in Deutschland deutlich an. Nach der Pandemie-Delle konnten auch die Importe und Exporte von Furnier wieder zulegen. Auch die Produktion in Deutschland konnte zulegen, sodass 2021 insgesamt ein sehr zufriedenstellendes Jahr war. Umsatzzuwächse gab es vor allem in den Bereichen Möbelindustrie, Möbelhandwerk und im Innenausbau. Eher stagnierend waren die Absatzmengen in der Automobilfertigung. Zum Erfolg des Jahres 2021 tragen zudem eine Fülle von alltäglichen bis extravaganten Lifestyleprodukten aus und mit Furnier bei.
Das Marktvolumen stieg 2021 im Vergleich zum Vorjahr nochmals deutlich um 19,9 Prozent auf 100 Millionen Euro (siehe Grafik). Die inländische Produktion kletterte im vergangenen Jahr auf 72,8 Millionen Euro. Die Exporte nahmen um 6,4 Prozent auf 130,4 Millionen Euro zu. Ebenfalls und noch deutlicher zulegen konnten die Importe um 9,4 Prozent auf 157,6 Millionen Euro.
Damit hat das inländische Marktvolumen für Furnier im Zehnjahres-Verlauf an Stabilität gewonnen und wuchs im Jahr 2021 erneut deutlich. Trotzdem entwickelt sich Deutschland seit den letzten beiden Jahrzehnten von einem starken Furnierproduzenten zu einer Handelsdrehscheibe für Furnier. Der größte Teil der in Deutschland verarbeiteten Furniere wird inzwischen nicht mehr in Deutschland selbst produziert, sondern aus dem Ausland importiert.
Die wichtigsten Ursprungsländer der Importe von Furnier im Jahr 2021 waren – wie auch schon im Vorjahr – die Ukraine mit Mio. 21 Millionen Euro, dicht gefolgt von Österreich mit 19 Millionen Euro, gefolgt von den USA mit 14 Millionen Euro. Behaupten konnten sich die Lieferländer Slowakei, Ungarn und Kroatien. Die Top-Ten Lieferländer von Furnier nach Deutschland machen über 80 Prozent an den gesamten Importen aus (siehe Grafik).
Auch die Furnierausfuhrmengen konnten 2021 wieder zulegen. Der Exportwert wuchs im Jahr 2021 um 6,4 Prozent auf 130,4 Millionen Euro. Zu den wichtigsten Exportmärkten gehörten Italien mit 12,6 Millionen Euro und die USA mit 12,3 Millionen Euro. Tschechien belegt mit 10,4 Millionen Euro den dritten Platz, gefolgt von Österreich mit 9,5 Millionen Euro. Auffällig ist hier die hohe Steigerungsrate von Exporten nach Belgien und Dänemark. Die Top-Ten Länder hatten damit 2021 einen Anteil von Rund Zwei-Dritteln aller Exporte. (siehe Grafik)
Für 2022 zeichnet sich ein wirtschaftlich positives Jahr in der Furnierbranche ab. Die Branche profitiert von guten Umsatzzuwächsen und einem wieder gut florierenden Handel. Eine Prognose 2023 ist durch die vielen Unsicherheiten und Risikofaktoren fast unmöglich. Der erweiterte Krieg in der Ukraine, die auch damit verbundenen Preiserhöhungen des Rohstoffes Holz und seinem Furnier, die enorm steigenden Energiekosten und die gleichzeitige Abschwächung der privaten Konsumlaune, könnten in einigen Abnehmerbereichen zu Rückgängen führen. Anzeichen, dass sich der Rohstoffmarkt Holz in Angebot und Preis stabilisiert, kamen im laufenden Jahr immer wieder auf, verschwanden dann aber auch wieder wie Schall und Rauch. Trotz aller schwierigen und uneinschätzbaren wirtschaftlichen Faktoren ist Furnier das Trendmaterial der Zukunft. So kann es durchaus sein, dass es sich mehr Anteile an einem wahrscheinlich schrumpfenden Absatz erobert.“
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