Authentische Materialität prägt das Interior
Dirk Eiynck ist der Global Design Manager von Sonae Arauco. Damit ist er nicht nur bestens vernetzt sondern auch hervorragend über Entwicklungen in Sachen Design informiert. Im Rahmen unseres Trendpanels wagte er einige Voraussagen, was das Interior angeht. So fragten wir ihn unter anderem, woher er seine Inspirationen bezieht und welche Rolle dabei auch die digitalen Medien und Möglichkeiten spielen. Seine Antwort:
Ich bin Mitte 50 also – wenn man so will – ein „analoger Mensch“, der sich vor allem von der Realität inspirieren lässt und kein „Digital Native“, kein Ureinwohner der digitalisierten Welt. Aber auch ich versuche offen für das Neue zu sein, eben weil ich glaube, dass eine Vogel-Strauß-Strategie nicht eben hilfreich ist und muss gestehen, dass sich das digitale Portfolio erstaunlich mannigfaltig darstellt. Netzwerken auf digitalen Plattformen, eintauchen in global faszinierende Projekte und sich „als Trüffelschwein“ im www. treiben lassen, führt zu überraschend neuen Ansätzen, abseits der althergebrachten Pfade. Eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration.
Digitale Technologien, wie beispielsweise Augmented Reality, haben die Produktentwicklung in den vergangenen Jahren nachhaltig verändert oder sind, wie das Internet der Dinge (IoT), heute ein Teil des zukunftsweisenden Interieurs. Hinzu kommt die digitale Parallelwelt – das Metaversum – in der die realen Grenzen im Design nicht existieren und hierdurch neue, inspirierende Wege (auch bei der Vermarktung realer Produkte) entstehen. Die KI ist hier „nur“ ein weiterer Baustein. Ein faszinierendes Werkzeug, dass einerseits in der Lage ist, zeitnah aus einer fast unendlichen Vielzahl an Informationen ein Ergebnis zu formulieren, welches vielleicht im ersten Ansatz nicht zielführend ist, uns aber auf neue Wege führen wird. Andererseits kann und wird sie von uns lernen und über die Zeit die Ergebnisqualität deutlich verbessern. Die KI wird sich zum kreativen Kollaborateur, in Zusammenarbeit mit dem Designer, der Vorgaben formuliert und Ergebnisse bewertet, entwickeln. Auch im Design unserer Branche!
Durch die Pandemie „geboostert“, und tagesaktuell mit einem noch höheren Stellenwert ausgestattet, ist die neue Wertigkeit der eigenen vier Wände der trendsetzende Impulsgeber. Das Zuhause als Rückzugsort, ein sicheres Refugium, welches Geborgenheit und erholsame Ruhe bietet, steht als das Maß der Dinge im Fokus. Und diese „Home Made Story“ hat auch erkennbare Strahlkraft in die Gestaltung des öffentlichen Raums. Authentische Materialität in Optik und Haptik prägt das Interieur allerorts. Holz, von sympathisch heller Leichtigkeit, bis zu warmen Rotbrauntönen ist hierbei das naturgebende Fundament. Ja – immer noch die Eiche, die sich gerade von der akzentuierten Rustikalität, über die pure Natürlichkeit, zu sehr eleganten, fast linear beruhigten Varianten entwickelt, gibt immer noch den Ton an. Kombiniert beispielsweise mit erdigen, sandigen Steinoberflächen, Rattan-Geflecht und warmen Metalltönen, sowie beruhigten Unifarben. Eine zum Teil organische Formensprache, wohldosiertes Licht, bis hin zum abgestimmten Raumduft, komplettieren das Bild, welches akzentuiert durch kraftvolle Farbe und Muster bei „kuscheligen“ Textilien, seine individuelle Note erhält.
Aktuell ein besonders spannender Trend jenseits der Möbelindustrie ist, dass das Automobil – ein Statussymbol wie kein anderes – einen revolutionären Wandel erlebt, vor allem wenn man auf das Thema Antriebstechnik schaut. Die beteiligten Produktentwickler und Designer nutzen diesen Moment, um so manche traditionell etablierte Gestaltungsformen zu hinterfragen und neu zu interpretieren. Überraschend anders, auffällig, polarisierend und nicht immer gelungen, aber auf jeden Fall im Wandel, weg vom uniformen Allerlei. Spannend zu beobachten!