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Furniture Talk
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Was macht Design erfolgreich?

Eins lässt sich mit Sicherheit sagen: Die Dinge, die Trendfilter-Macherin Katrin de Louw anpackt, die passen. So auch die zweite Veranstaltung des neuen Formats Furniture Talk, mit dem de Louw (und ihr Team) für ordentlich Traffic im Showroom in Bünde sorgt. Krankheitsbedingt dieses Mal nicht ganz pickepacke voll, aber dennoch mit sehr guter Nachfrage, ging es in den rund fünf Stunden am 13. Februar in Bünde um die Frage, was Design erfolgreich macht. Antworten darauf sollten Barbara Wiethoff, Partnerin bei JOI-Design aus Hamburg und Spezialistin für Cruise Interior Design, Stardesigner Werner Aisslinger von den Aisslinger Studios in Berlin und Singapore, Theres Sudbrock, Geschäftsführerin von Sudbrock Möbel in Rietberg und Designerin Ute Bröker von Bröker Design in Herzebrock finden. Und die hatten sie natürlich.

Hahn im Korb: Werner Aisslinger saß zwischen Barbara Busse, die spontan für den erkrankten Sascha Tapken als Moderatorin eingesprungen war, Ute Bröker, Theres Sudbrock und Barbara Wiethoff (von links).

Bei der Frage, wie es mit dem Interior-Design weitegeht, ist sich Sudbrock sicher, dass sich die junge Generation immer von ihren Eltern abheben will. Und auch Wiethoff beobachtet, dass es alle sieben Jahre zu großen Veränderungen im Zeitgeist kommt. Bröker diagnostiziert zum aktuellen Zeitgeist, dass Individualisierung ein Megatrend ist, der nicht mehr verschwinden wird.

Aisslinger, der in vielen Ländern der Welt gearbeitet hat und auch ein Büro in Singapur betreibt, gab den Gästen einen Einblick in seine Projekte und erklärt: „Deutschen Designern wird weltweit mit Skepsis begegnet – es gibt historische Barrieren, aber auch Schubladen, sodass man schnell in die teutonische Ingenieurecke mit funktionalem Ansatz gedrängt wird. Auch das Bauhaus trägt nicht stark genug, das haben wir als Nation bisher nicht gut vermarktet. Den Italienern wird der rote Teppich international viel schneller ausgerollt.“ Gleichwohl ist das Studio Aisslinger derzeit international gefragt.

Ute Bröker, seit 1996 als Produktdesignerin selbstständig mit derzeit vier Mitarbeitern, zählt inzwischen über 40 Prozent internationale Kunden. Schuld daran ist allerdings weniger gezielte Akquise als vielmehr der Strukturwandel in der Region. „Viele Produktionsbetriebe in OWL sind ins Ausland gegangen, nach Polen, Rumänien, Bosnien-Herzegowina und so weiter – wir sind mitgegangen.“

Wodurch wird sich erfolgreiches Interior-Design in Zukunft auszeichnen? Jedenfalls nicht durch Nachhaltigkeitskriterien, sagt Aisslinger. „Das wird ein absoluter Standard, regulatorisch durchgesetzt, was ich gut und richtig finde, aber es wird kein USP mehr sein, um erfolgreiches von nicht erfolgreichem Design zu unterscheiden.“

Für Theres Sudbrock, die ein Unternehmen führt, das praktisch seit mehr als 100 Jahren nachhaltig agiert, ist die Zeit reif für andere Holzarten: „Wir selbst versuchen, unseren Teil dazu beizutragen, dass die Eiche wieder etwas aus dem Fokus gerät und andere heimische Holzarten wie Kirsche oder Ahorn mit ihren großartigen Eigenschaften wieder stärker zum Zuge kommen. Das würde den Beschaffungsmarkt beruhigen – und zur Regionalität des Möbeldesigns beitragen.“

Und dann ist da natürlich noch die KI, die in nur zwei Jahren allgegenwärtig geworden ist. „Natürlich wird KI das Design verändern oder verändert es bereits. Midjourney als Inspirationstool ist bereits etabliert und wir sehen den Einsatz positiv“, meint Wiethoff. Allerdings schränkt Aisslinger ein: „Es darf nicht so weit gehen, dass wir am Ende die Bilder von Midjourney nachbauen. Ich glaube aber, dass wir als Kreative angesichts des enormen Outputs von künstlerischer Intelligenz in Zukunft mehr zu Kuratoren von Kreativität werden, das ist ein Rollenwechsel.“

Die Grenzen der KI beschreibt Bröker folgendermaßen: „KI kann jede Musik reproduzieren, aber dann ist es ein Sampling und keine Komposition. Am Ende muss der Mensch wieder die Richtung vorgeben.” Damit spricht sie Aisslinger aus der Seele, der bestätigt: „Das ist der Grund, warum es schwierig ist, wenn Auftraggeber stolz mit einem KI-generierten Bild wedeln und sagen, genauso wollen sie das umgesetzt haben. Dann reden wir nur über eine Fassade, aber nicht über Substanz.“

So gewinnt der Faktor Mensch im Zeitalter der KI gleichzeitig wieder an Bedeutung. Sudbrock wird deshalb zur gläsernen Fabrik und setzt alles daran, Menschen in den Showroom einzuladen – und zwar so früh wie möglich.

Am interessantesten war sicherlich die Frage, welches Design Erfolg verspricht. Und die „Gegensätze“, für die die Diskussionsteilnehmer jeweils standen. Während Aisslinger beispielsweise auf viele erfolgreiche Jahre mit Designkreationen für italienische Möbler zurückblickt und anmerkt, dass heutzutage oftmals niemand mehr den Mut hat, Design auch einmal länger auszuprobieren. Sein Stichwort: Fast Furniture Design. Sudbrock sieht es im Hinblick auf das eigene Unternehmen deutlich pragmatischer: „Das Ende von Design ist das Ende unserer Produktion. Ein neues Design muss sich mit unserer Fertigungsstätte umsetzen lassen, dann können wir damit auch erfolgreich sein.“

Barbara Wiethoff hatte am Vormittag des Furniture Talk noch einen separaten Speakerslot: Sie referierte über Interior Design für Kreuzfahrtschiffe und wie je nach Auftraggeber das Design angepasst wird – italienisch, amerikanisch, nordeuropäisch oder nach sonstigem Wunsch. Jede Linie, jedes Schiff hat seine eigene Designsprache. Damit sich der künftige Reisende wohlfühlt.

Ihr fehlte am 13. Februar ein wenig die Stimme – das tat der guten Laune aber wie gewohnt keinen Abbruch: Designerin Katrin de Louw

Der nächste Termin für den Branchentreff in Bünde steht bereits fest: Am 6. Juni 2025 wird Katrin de Louw ihren Trendreport 2026 vorstellen. Mit dabei sind dann auch wieder die Unternehmen Conal, Continental, Europlac, Forbo, Furnipart, Hera, Lehmann, Linak, Munksjö, Neelsen, Schattdecor, Sonae Arauco, SWL und der Trendfilter selbst, die mit Neuheiten in der Ausstellung die Besucher aus der Möbelindustrie erwarten.

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