Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V.  | 

Maßnahmenpaket zu hohen Energiekosten des Bundes geht in die richtige Richtung – Nachjustierungen im Bereich Gas und Holz sind aber notwendig

Anemon Strohmeyer, Geschäftsführerin des Verbandes der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI) fordert zum geplanten Maßnahmenpaket des Bundes zum Umgang mit den hohen Energiekosten: „Der VHI begrüßt die von der Bundesregierung am 23. März 2022 vorgeschlagenen Entlastungen für die Bürger:innen, die den Preisanstieg in vielen Bereichen des Alltags abmildern sollen. Vor allem angesichts der drastisch steigenden Energiepreise benötigen aber auch die Unternehmen mehr Unterstützung, insbesondere die energieintensiven Branchen. Es muss auch verhindert werden, dass gestiegene Erzeugerpreise ungebremst auf die Endverbraucher:innen durchschlagen. Zudem muss die Liquidität von Unternehmen gesichert werden. Dazu muss die Bundesregierung Unterstützung in Form von Beihilfen und zinsgünstigen Krediten auflegen, für die von der Europäischen Kommission der Weg freigemacht wurde.“

Dr. Steffen Körner, Vorstandsmitglied für den Bereich Span- und Faserplatten des VHI, ergänzt zur aktuellen Rohstoffsituation in der Holzwerkstoffindustrie: „Der russische Krieg in der Ukraine hat die Versorgung mit Rohstoffen weiter verschärft. In der derzeitigen Krise ist die Abhängigkeit von russischem Gas nicht nur eine Energiefrage, sondern auch ein Thema der Rohstoffversorgung. So sind die in der Holzwerkstoffindustrie verwendeten Leimsysteme harnstoffbasiert, wobei Gas als Rohstoff verwendet wird. Für die industrielle Herstellung von Harnstoff wird das dafür benötigte Gas auch aus Russland bezogen. Hier muss eine Lösung gefunden werden, wie die nationale Rohstoffversorgung gesichert werden kann.“

Auch bei einem weiteren Rohstoff sieht Dr. Körner Handlungsbedarf: „Das sogenannte ,Entlastungspaket 2‘ sieht vor, dass ab dem 1. Januar 2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden soll. Der VHI begrüßt selbstverständlich den Umstieg auf Erneuerbare Energien in allen Sektoren, um die Gasabhängigkeit zu reduzieren. Dieser beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien darf aber nicht zu vorschnellen Entscheidungen führen: Ob / in welchem Umfang also etwa ein Ausbau der Holzwärme in hocheffizienten, modernen Feuerungsanlagen erfolgen kann, muss zunächst durch die im Koalitionsvertrag angekündigte nachhaltige Biomassestrategie modelliert werden.
Der schrittweise Ausstieg aus dem Heizen mit Gas muss – bei allem Verständnis und aller Unterstützung für die Gasunabhängigkeit von Russland – mit konkreten Alternativszenarien hinterlegt werden. In Bezug auf den Wärmelieferanten Holz muss hierzu durch die Biomassestrategie erarbeitet werden, welche Hölzer in welcher Qualität und welcher Quantität perspektivisch zur Verfügung stehen. Es muss gewährleistet sein, dass ausreichender Rohstoff für die verschiedenen Verwertungswege vorhanden ist und der hochwertige nachwachsende Rohstoff Holz maximal material- und energieeffizient eingesetzt wird. Bis zum Abschluss der Biomassestrategie dürfen zur Loslösung der nationalen Energiesysteme von russischem Gas auch keine neuen zusätzlichen Förderprogramme für holzbasierte Feuerungen aufgelegt werden. Die Biomasse Holz muss effektiv und effizient eingesetzt werden: Waldmehrung, Kaskadennutzung und Kreislaufwirtschaft sind daher das Gebot der Stunde.“

Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V.

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