Komplettes Portfolio in einem Projekt präsentiert
Die Continental Oberflächenspezialisten setzen mit Projekten und Produkten immer wieder Innovations-Ausrufezeichen. Aktuell sorgt ihr Tiny House-Unikat „ContiHome“ für viel Aufmerksamkeit. Denn hier unterstreicht Continental am Standort Weißbach Kreativität sowie Material- und Designgespür mehr als deutlich. Und das Unternehmen beschäftigt sich auch mit zahlreichen anderen spannenden Themen, wie die Redaktion der „möbelfertigung“ vor Ort erfahren durfte.
Material- und Designkompetenz in einem spannenden Projekt zusammenführen: Das ist Continental mit dem „ContiHome“ gelungen. Dabei stattete das Technologieunternehmen das Tiny House komplett mit eigenen Materialien aus und zwar innen genauso wie außen. Außerdem hat Continental das komplette Musterhaus selbst konzipiert, entworfen und gebaut. Begonnen hat das aufwendige Projekt bereits 2017 über eine Kundenanfrage. „Im Exterior-Bereich liefern wir bereits in den Bereich der Mobile Homes“, erläutert Bruno Lehmann, Leiter des Produktmanagements Interior Living. „Die wertvollen Erfahrungen mit den bestehenden Kunden haben wir für unser ContiHome Projekt genutzt.“
Das „ContiHome“ wurde von einem Team aus dem Continental-Standort Weißbach kreiert. „Unser Ziel war es, hier unser ganzes Produkt Portfolio sowohl aus dem Exterior- als auch Interiorbereich zu zeigen und damit darzustellen, dass wir in der Lage sind, solch ein Tiny House komplett mit unseren Oberflächen auszustatten“, führt Lehmann aus. Zur erfolgreichen Umsetzung wurden die Spezialisten aus den jeweiligen Bereichen zu einem Projekt-Team zusammengeführt und zusätzlich die nötigen Partner integriert. Hinsichtlich der Oberflächen, die bei den Möbeln, Böden, Wänden, Fenstern, Fassaden und der Terrasse des „ContiHomes“ zum Einsatz kamen, spielten Haptik, Design, Funktionalität, Ästhetik und Komfort ebenso große Rollen wie Langlebigkeit und pflegeleichtes Handling. Auch das Thema Nachhaltigkeit stand im Fokus. So können die beschichteten Fensterprofile zu 100 Prozent recycelt und in einem zweiten Lebenszyklus zur Herstellung neuer Fensterelemente verwendet werden. „Grundsätzlich streben wir langlebige Produkte an“, so Bruno Lehmann. „Denn Langlebigkeit bedeutet Nachhaltigkeit. Und wir wollen nicht zur Wegwerfgesellschaft beitragen.“
Bei der Umsetzung des „ContiHome“ wurde mit Farben gespielt und durch Digitaldruck ergänzt zum Beispiel bei der Wandbespannung, des Bettkopfteiles oder der Dekokissen. „Wobei die Farbgebungen nicht zu expressiv oder verspielt sind“, erläutert Andreas Grüb, Leiter des Produktmanagements Exterior Living bei Continental. „Schließlich gehen die Wohnräume im Tiny House ineinander über. Dementsprechend muss das Design durchgängig und harmonisch sein.“ Patrick Holz, Produktmanager Interior Living, ergänzt: „Die eingesetzten Materialien folgen natürlich der für die Anwendung geforderten Funktion. So kommen zum Beispiel in der Küche antibakterielle Oberflächen und integrierte Sensoren zum Einsatz.“
Insgesamt zeichnet sich das „ContiHome“ durch ein elegantes, geradliniges Design aus. Es ist von einer polygonen Formensprache sowie großzügigen Fensterflächen geprägt. Das Unikat basiert auf einer Holzständerbauweise mit einem fahrbaren Chassis. Die Holzkonstruktion ist sichtbar und das Gebäude verfügt über eine Isolation. So befindet sich auf der Außenseite eine Verbundplatte aus acht Zentimetern XPS Schaum mit jeweils einer Vinyl-Platte auf der Innen- und Außenseite verkleidet. Die Platten sind beidseitig mit Exteriorfolie versehen. Die ausklappbare Terrasse ist mit einem speziellen Terrassenboden ausgestattet, der in den USA unter „d-c-fix“ angeboten wird.
„Uns war wichtig, beim ,ContiHome‘ Materialien einzusetzen, die es bereits gibt und die erfolgreich vermarktet werden“, erklärt Andreas Grüb. „Wir sind hier also anders vorgegangen als bei dem Konzeptfahrzeug ,Ambienc3‘, das wir im letzten Jahr gezeigt haben. Da ging es mehr um Zukunfts-Themen und Innovationen, die noch kommen werden.“
Im Innenraum des „ContiHome“ gibt es jede Menge Materialien und Funktionen zu entdecken. Beim Fußboden setzte Continental formstabiles und wasserbeständiges LVT ein. Im Bad kamen an den Wänden PET-Folien „skai PureLux 2D soft“ auf Holzplatten und auf den Badmöbeln die „skai“ Möbelfolien „Perfect Touch“ und „Amberg“ zum Einsatz.
Die Treppe, die zum Schlafbereich führt, bietet gleichzeitig Stauraum. So lassen sich Klappen und Türen öffnen. Bettrahmen und Kopfteil sind mit digital bedruckten Kunstleder veredelt.
Im Wohnbereich befindet sich ein Multifunktionsmöbel. Es dient als Sideboard, hat Schubladen, ist ausziehbar als Tisch und Bänke, oder als Ess- und Arbeitsbereich.
Ein echter Hingucker: Die Digitaluhr, die mit dem transluzenten Material „skai Hylite“ versehen ist.
Die Küche wurde vollwertig mit allem ausgestattet, was man in dem Bereich braucht: Beleuchtbare Arbeitsplatte, Spülmaschine, Kühlschrank, Herd und Mülleimer. Ein weiteres Highlight stellt der Kamin, der auch als kleiner Raumteiler dient, dar. Dieser arbeitet zwar mit Kunstlicht, aber zusätzlicher Wasserdampf sorgt für die besondere Atmosphäre.
Die Sofa-Ecke lässt sich zu einem zweiten Bett umfunktionieren. Die Polsterbezüge sind atmungsaktiv. Auch hier gibt es reichlich Stauraum in Form von Schubladen.
Die Lichttechnik im „ContiHome“ ist per App steuerbar und bietet durch diverse Effekte wie Dimmung und Farbeinstellung das jeweilige Wohlfühlambiente. Zusätzliche LED-Bänder verstärken diesen Effekt.
„Die Realisierung des ,ContiHome‘ hat viel Spaß gemacht“, so Bruno Lehmann. „Unter anderem, weil es mit einigen Partner eine sehr enge Zusammenarbeit gab und sie uns Dinge nach unseren Plänen zur Verfügung gestellt haben. Und das Ergebnis spricht für sich. Hinzu kommt, dass wir das ,ContiHome‘ als perfekten Showroom nutzen können, der unsere verschiedenen Kompetenzen kompakt präsentiert. Und mobil ist dieses Tiny House ebenfalls. So werden wir das ,ContiHome‘ auch auf verschiedenen Messen zeigen.“
Das ,ContiHome‘ untermauert nicht nur die Innovationsfähigkeit sondern auch die Bedeutung des Bereichs Oberflächen innerhalb des Continental-Konzerns. Deshalb wird kontinuierlich in das Segment als auch den Standort in Weißbach investiert. So gehen zwölf Millionen Euro in einen neuen Kalander und weitere Investitionen fließen in den Ausbau der PET-Folien und deren Oberflächengestaltung.
„Der Bereich Oberflächen ist sehr profitabel und wächst“, erklärt Bruno Lehmann. „Wir rechnen damit, dass das auch in den kommenden Jahren so weitergeht. Der Industriebereich, zu dem wir gehören, scheint weniger Schwankungen ausgesetzt zu sein als der Automotive-Bereich. Vor dem Hintergrund ergibt es natürlich Sinn den Industriebereich noch mehr zu stärken. Auch um eventuelle Dellen im Automotive-Bereich abzupuffern.“
Aktuell liegt der Umsatz-Anteil von Automotive bei Zweidrittel. In den kommenden fünf Jahren strebt Continental ein zunehmend ausgeglicheneres Verhältnis an. „Das soll sich organisch entwickeln“, so Lehmann. „Wir wollen vor allem aus eigener Kraft wachsen, wobei auch zusätzliche Akquisitionen denkbar sind.“
Aufgrund der wachsenden Anforderungen an Oberflächen ist es natürlich gut, dass die Unternehmenssparte sehr breit aufgestellt ist. Zumal man bei Continental einen technologischen Führungsanspruch formuliert.
„Die Qualität in Kombination mit Design, Haptik und Farbe ist entscheidend für den Markterfolg“, so Bruno Lehmann. „Mit unseren erfolgreichen Eiche-Holzdekoren und unseren Mattoptiken wie ,skai Perfect Touch‘ und insbesondere der PET-Folie ,skai Pure Lux‘ haben wir hier unsere Vorreiterrolle unter Beweis gestellt und sind den Markttrends und den Anforderungen unserer Kunden in bester Weise nachgekommen. Der Markterfolg gibt uns hier recht.“
„Die etablierten Partnerschaften im Farb- und Dekorverbund sind elementar, gerade auch im Hinblick auf dieses Projekt“, ergänzt Patrick Holz. „Was wir auf den Markt bringen ist top entwickelt. Denn das ist unser Anspruch. Wir wollen die besten Designs am Markt platzieren und unsere Kunden inspirieren, was diese auch von uns erwarten. Grundsätzlich sehen wir nicht nur das Produkt, sondern das Gesamtpaket, wozu unter anderem Service und Kommunikation gehören.“
Dazu gehört natürlich auch das Umsetzen von Trends. So gab es kurz nach Beginn der Pandemie eine enorme Nachfrage nach antibakteriellen Oberflächen. „Das war schon ein echter Hype“, räumt Bruno Lehmann ein. „Antibakterielle Ausstattungen sind inzwischen ein wichtiger Bestandteil des Anforderungskatalogs, insbesondere bei den Polsterbezugsstoffen.“
Hier ist Continental in Kooperation mit Partnern, Forschungseinrichtungen und staatlichen Institutionenan Projekten beteiligt, die besonders die Weiterentwicklung hygienischer Oberfläche im Fokus haben. In dem Kontext haben desinfektionsmittelbeständige Oberflächen deutlich an Bedeutung gewonnen.
In Bezug auf Designtrends sieht man auch bei Continental die Eiche nach wie vor vorne. „Es ist einfach ein sehr vielseitiges Holz“, bringt es Bruno Lehmann auf den Punkt. „Eiche bietet viele Spielmöglichkeiten, von Eleganz bis Rustikalität. Deshalb sind auch die neuen Spielarten, die von den Dekordruckern kommen, sehr erfolgreich. Vor diesem Hintergrund gehe ich davon aus, dass uns das Thema Eiche die kommenden Jahre weiter begleiten wird.“
Jenseits von Holzoptiken sind aus Sicht von Continental Schiefer-, Marmor- und Betonoptiken sowie metallische Oberflächen, in eher wärmeren Anmutungen, zur Gestaltung von trendgerechten Produkten geeignet. Wobei derzeit die Steinthemen noch vor den metallischen Oberflächen liegen. Bei Unis sind verschiedene Grün- und Blautöne im Trend. Pastelliges lässt in der Nachfrage spürbar nach.
„Das Thema schlechthin ist aber die Nachhaltigkeit“, betont Bruno Lehmann. „Wir haben eine Continental-Projektgruppe, die sich allumfassend bis zur Gestaltung der Arbeitsplätze damit beschäftigt. “
Der Standort Weißbach arbeitet zu hundert Prozent mit grünem Strom und verfügt über ein ausgeklügeltes Wastemanagement.
„Wir beschäftigen uns auch intensiv mit der Recyclingfähigkeit unserer Produkte“, führt Lehmann aus. „So kann ein Kunststofffenster nachhaltiger sein als ein lackiertes Holzfenster, da es recycelt werden kann. Durch Sammlung, Trennung und Granulierung der einzelnen Rohstoffe können diese wieder dem Kreislauf zugeführt werden. Hingegen ist ein lackiertes Holzfenster immer Sondermüll. Obendrein haben Kunststofffenster eine lange Lebensdauer.“
Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema bei allen Einheiten von Continental, somit auch von strategischer Bedeutung, um künftig den vorrangigen Marktzugang zu bewahren und auszubauen.
„In manche Märkte kommt man ohne entsprechend nachhaltige Produkte nicht hinein“, erklärt Patrick Holz. „Und während das früher nur wenige Länder gewesen sind, entwickelt sich dies inzwischen zur weltweiten Anforderung, die im Sinne der Umwelt notwendig ist.“
„Aktuell haben wir ein Produkt namens ,skai VyP Coffee‘ in der Entwicklung, bei dem sogar Kaffeesatz als Werkstoff zum Einsatz kommt“, ergänzt Bruno Lehmann. „ Es wird atmungsaktiv sein und setzt sich neben dem Kaffeesatz aus recycelten Polyester und Baumwollfasern zusammen. An solchen Themen arbeiten wir mit Hochdruck, da wir den Anspruch haben, hier Marktführer und Impulsgeber zu sein.“
Ebenfalls ein absoluter Impulsgeber ist Continental beim funktionalen Druck, wofür der Konzern im letzten Jahr in Freiburg ein Technologiezentrum eröffnet hat. Aktuell werden dort verschiedene Themen in Projektteams bearbeitet. Eines davon: Heatable Surfaces, die im Automobilbereich eingesetzt werden sollen. „Hier geht es darum, Gewicht und damit Energie einzusparen“, erklärt Bruno Lehmann. „Ein weiteres wichtiges Thema ist Sensorik, also Mehrwert über Zusatzfunktionen. In Sachen funktionalem Druck werden in den nächsten Jahren sicher viele Innovationen kommen. Und die dürften auch im Möbelbereich für echten Mehrwert sorgen.“
Tino Eggert, Stefan Müller
Diesen Artikel kommentieren