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Erst leichter Rückgang, Auftragseingang nach dem Lockdown wieder im Plus

Die deutsche Küchenmöbelindustrie ist nach Einschätzung von Stefan Waldenmaier, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Deutschen Küchenmöbelindustrie (VdDK e.V.), Herford, bislang sehr robust durch die Corona-Krise gegangen. Anlässlich der Jahrespressekonferenz am 21. September prognostizierte er nach derzeitigem Stand ein Umsatzwachstum dieses Branchensegments für das Gesamtjahr 2020 von rund drei Prozent.

Die Umsatzentwicklung der deutschen Küchenmöbelindustrie im ersten Halbjahr war durch Corona-Pandemie und temporärem Lockdown zunächst negativ, nähert sich aber nach einem starken Juni (+12,8 %) und einem – durch einen außergewöhnlich guten Vorjahres-Vergleichsmonat – mäßigen Juli (+1,7 %) mit gesamt -1,74 Prozent langsam wieder dem Wachstumsbereich. Der insgesamt positive Trend wird maßgeblich vom Inland getragen (+1,4 % saldiert zum Vorjahreszeitraum) und durch die Auftragseingangsstatistik des Verbands untermauert.

Wohnen, Einrichten und Kochen stehen bei Verbrauchern schon seit längerem hoch im Kurs. Die Auswirkungen der Corona-Krise haben diesen Trend noch verstärkt und zu einem „Cocooning 2.0“ geführt: Häufige häusliche Präsenz, Selbstgekochtes statt Kantine sowie Homeoffice haben die Renovierungs- und Anschaffungsneigung zugunsten der eigenen vier Wände gesteigert. Dies erklärt auch die schnelle Kompensation der teils dramatischen Umsatzverluste im April (-18,6 %) und Mai (-17,9 %).

Die repräsentative Auftragseingangsstatistik des VdDK, getragen von rund 30 der 48 Branchenunternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten, flankiert die – sachlogisch nachläufige – Umsatzentwicklung in anschaulicher Weise: Das erste Quartal lag dabei noch souverän mit +13,4 Prozent Auftragszuwachs im Plus. Per zweitem Quartal sind die Rückschläge durch Corona – im April um -31 Prozent sowie im Mai um -21 Prozent – ebenso eingespeist wie die Aufholjagd ab Juni (+26 %), sodass das erste Halbjahr saldiert wieder mit +1,2 Prozent Auftragswachstum schließen kann. Die Folgemonate Juli (+26 %) sowie August (+16,3 %) führen diese Entwicklung kraftvoll weiter. Damit geht die Branche aktuell mehrheitlich davon aus, das Gesamtjahr mit einem leichten Plus im unteren einstelligen Bereich abschließen zu können.

Die nach der Dramatik der Frühjahrseinbrüche erfreuliche Entwicklung würde dann den soliden Umsatzanstieg um 2,8 Prozent des Vorjahres fortschreiben. Voraussetzungen bleiben ein hohes Verbrauchervertrauen und ungestörte betriebliche Abläufe im Zusammenhang mit der Pandemie. Aktuell vermittelt die regelmäßige Abfrage zur Lage bei den Küchenmöbelherstellern einen nachhaltig positiven Trend.

Die überraschend gute Lage des Branchensegments Küche ist vor allem guten Inlandsgeschäften geschuldet. Hier stiegen die Auftragseingänge im Juni sowie Juli jeweils sogar um ca. +30 Prozent, auch der August zeugt mit einem Auftragswachstum von +22 Prozent zum Vorjahresmonat von ungebrochener Nachfrage. Die anspringende Inlandsnachfrage schlug sich folglich im Juni mit einem deutlichen Umsatzwachstum in Höhe von 21,1 Prozent sowie im Juli von +7,5 Prozent nieder. Insofern ermöglicht der Blick nach vorn ein vergleichsweise optimistisches Bild, da sich die anhaltend guten Auftragseingänge mit kurzem Zeitverzug in vergleichbare Umsatzentwicklungen umwandeln.

Entgegen bisheriger Erfahrungen entwickelten sich die Auslandserlöse im ersten Halbjahr 2020 mit -6,12 Prozent hingegen signifikant schwächer als im Inland – die Auswirkungen der Corona-Pandemie waren bzw. sind dort dramatischer. Besonders negativ wird der April in Erinnerung bleiben, als parallel zu nachgebenden Exportumsätzen (-28 %) die Ausfuhrquote um etwa fünf Prozentpunkte auf unter 36 Prozent sank.

Dennoch deutet sich bereits eine Trendumkehr an: Der Juni versprühte mit ca. +3 Prozent Exportumsatzwachstum ersten Optimismus – ein erstes positives Signal, das von Ausfuhren in die für Küchenmöbelhersteller entscheidende Eurozone mit einem Zuwachs in Höhe von +4,3 Prozent im Juni sogar getoppt wird. Die rückläufigen Auslandsumsätze für Juli (-5,81 % Export gesamt bzw. -1,78 % Export Eurozone) sind nach herausragenden Juli-Exportzahlen von 2019 in erster Linie „statistisch“ geprägt.

Der Nachlauf der Exporte gegenüber dem Inlandsumsatz ist maßgeblich der Zeitverzögerung beim Wiederanlaufen der Geschäfte in wichtigen Auslandsmärkten der deutschen Küchenmöbelindustrie geschuldet. Beispielsweise hatte Frankreich – der mit einem Viertel aller Ausfuhren wichtigste Exportmarkt für deutsche Küchen – mit ca. -18 Prozent Umsatzrückgang im ersten Halbjahr besonders deutlich Federn gelassen. Überraschend konnte der Export in die Niederlande allerdings zunehmen (+4,6 %), während die Ausfuhren in den drittwichtigsten Markt Österreich mit -7,5 Prozent dem Negativtrend fast aller anderen Auslandsmärkte folgte.

Die relativ zu den Ausfuhren nach wie vor eher unbedeutenden Küchenimporte gaben ebenfalls nach (-12,45 %) und betrugen im ersten Halbjahr etwas über 40 Mio. Euro gesamt. Knapp ein Viertel aller Küchenimporte kommen von Polen, welches trotz Corona-Krise die Importe nach Deutschland um 16 Prozent steigern konnte.

Es zeichnet sich jedoch ab, dass die Exportmärkte besonders in Europa allmählich vor einer Stabilisierung stehen: So zeigen viele Märkte im August laut GfK-Zahlen eine stabile Anschaffungsneigung und eine zunehmend positivere Konjunkturerwartung. Da viele europäische Märkte in den vergangenen Monaten stärkere Corona-bedingte „Bremsspuren“ verkraften mussten, erwartet der VdDK hier gewisse Nachholeffekte im zweiten Halbjahr 2020.

Die üblich kräftigen Umsätze im Herbstgeschäft des Inlands werden mutmaßlich auch in diesem Jahr geschrieben. Die Vorzieheffekte wegen der auslaufenden Mehrwertsteuersenkung könnten auf Grund außergewöhnlicher Nachfrage sogar zu Lieferengpässen im vierten Quartal führen. Insgesamt geht der Branchenverband VdDK damit von einem leichten Branchenwachstum um +3 Prozent für 2020 aus.

Für die zuversichtliche Einschätzung des laufenden Wirtschaftsjahres spricht auch, dass nach wie vor alternative Anlagemöglichkeiten fehlen und sowohl die aktuellen Baufertigstellungs- als auch die Baugenehmigungszahlen für zusätzlichen Einrichtungsbedarf sorgen. Zudem wird die Umschichtung frei verfügbarer Mittel beim Verbraucher seit Corona-Ausbruch von Urlaub und Automobil hin zu Wohnen und Einrichten 2020 weiterhin positive Wirkungen entfalten.

Die Rolle der Küche als zentrales Element und Mittelpunkt der Wohnung, wo man sich im kleinen Kreis in Familie oder mit Freunden trifft, haben die Möbelverbände erst kürzlich mit Fokus auf die Pro-Kopf-Ausgaben für Küchenmöbel untersuchen lassen. Mit 373 Euro/Haushalt fließt mehr als die Hälfte aller Möbel-Ausgaben (725 Euro/Haushalt) in die Küche inklusive aller dort verarbeiteten Warengruppen. Zuversichtlich stimmt ebenfalls, dass die Durchschnittswerte der verkauften Küchen seit Jahren ansteigen. Diese positive, statistisch untermauerte Entwicklung beobachtet der Verband der Deutschen Küchenmöbelindustrie bereits seit einiger Zeit.

Ein längerfristiger Ausblick, so VdDK-Vorsitzender Stefan Waldenmaier abschließend, fällt derzeit nicht leicht. „Bezogen auf 2021 könnte sich gerade zu Beginn des Jahres die Wiederanhebung der Umsatzsteuer auswirken, da einige dieser geplanten Käufe bereits in den Herbst 2020 vorgezogen werden. Auf der anderen Seite rechnen wir für 2021 mit einer allgemeinen konjunkturellen Erholung und einem Wiederanlaufen der Auslandsmärkte.“ Die international führende Rolle der deutschen Küchenmöbelindustrie sieht der Vorsitzende auch nach dieser Krise als unangefochten. „Kitchen Made in Germany bleiben weltweit ein begehrtes Gut“, so Waldenmaier.

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