Betriebsbefragung zur Corona-Pandemie
Um die Folgen der Corona-Pandemie für die Handwerkswirtschaft besser beurteilen zu können, hat der ZDH gemeinsam mit vielen Handwerkskammern und Fachverbänden des Handwerks Handwerksbetriebe zu deren Auswirkungen auf die aktuelle Geschäftstätigkeit befragt. Die Umfrage wurde vom 23. bis zum 25. März 2020 durchgeführt. Insgesamt haben sich 4.895 Betriebe an der Befragung beteiligt.
Die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland und Europa hat zu drastischen Einbrüchen bei der Geschäftstätigkeit der Handwerksbetriebe geführt. So berichten aktuell drei von vier Betrieben von coronabedingten Umsatzrückgängen (77 Prozent). Im Gesamthandwerk sind die Umsätze der Betriebe dabei um durchschnittlich 53 Prozent zurückgegangen. In den einzelnen Handwerksbranchen ist das Bild etwas differenzierter: Am häufigsten von Umsatzeinbrüchen betroffen sind die Gesundheits-, die Kfz- und die persönlichen Dienstleistungshandwerke wo jeweils mehr als 90 Prozent der Betriebe von Umsatzrückgängen berichten. Die prozentual höchsten Umsatzrückgänge gibt es ebenso bei persönlichen Dienstleistern (88 Prozent) und den Gesundheitshandwerken (76 Prozent). Derzeit noch am geringsten fällt die Betroffenheit in den Bauhauptgewerken aus.
Viele Abnehmer handwerklicher Produkte leiden unter Umsatz- und Nachfragerückgängen. Auch private Kunden sagen aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus bspw. Familienfeiern oder Installateurstermine ab. Dadurch hat sich der Auftragsbestand der Betriebe stark verringert – im Gesamthandwerk liegt die Quote der stornierten Aufträge aktuell bei 45 Prozent, insgesamt berichten 55 Prozent der Betriebe von Stornierungen. Von stornierten Aufträgen berichten am häufigsten die Lebensmittel- (85 Prozent), persönlichen Dienstleistungs- (77 Prozent) und Kfz-Betriebe (75 Prozent). Hingegen deutlich seltener davon betroffen sind die Handwerke für den gewerblichen Bedarf (40 Prozent) und die Bauhaupthandwerke (45 Prozent). Die höchsten Stornierungsquoten gibt es bei den persönlichen Dienstleistern (82 Prozent) und den Gesundheitshandwerken (60 Prozent). Während diese Quote in den Bau- und Ausbauhandwerken sowie bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf mit etwa einem Drittel deutlich geringer ausfällt.
Zudem fehlen in vielen Betrieben Mitarbeiter, weil sie an dem Virus erkrankt sind, unter Quarantäne stehen oder aufgrund der geschlossenen Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen nicht zur Arbeit kommen können. Davon sind auch viele Gewerke betroffen, die zur Sicherung der Grundversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln oder zur Wartung und Instandhaltung von Infrastrukturen und Fahrzeugen unerlässlich sind – leider ist das Bewusstsein dafür, welche Bedeutung viele Handwerker für das Allgemeinwohl haben, noch nicht überall vorhanden und nicht alle unabkömmlichen Gewerke wurden von den zuständigen Stellen als systemrelevant eingestuft. Aktuell sind 36 Prozent der Betriebe von einem coronabedingten Personalausfall betroffen, womit im Gesamthandwerk durchschnittlich jeder dritte Mitarbeiter ausfällt. Noch deutlich dramatischer stellt sich die Situation bei Gesundheitshandwerkern und persönlichen Dienstleistern dar: Hier fallen sogar 50 bzw. 72 Prozent der Beschäftigten im Befragungszeitraum aus.
Aktuell sind auch die internationalen Lieferketten durch Produktionsausfälle in vielen betroffenen Staaten gestört oder unterbrochen. Damit wird die Versorgung mit dringend benötigten Materialien, Vorprodukten, Komponenten oder Betriebsmitteln erschwert. Die Folge ist eine zunehmende Angebotsverknappung bei handwerklichen Dienstleistungen und Produkten. Derzeit sind im Gesamthandwerk 31 Prozent der Betriebe von diesen Versorgungsschwierigkeiten betroffen, die sich natürlich zusätzlich negativ auf die Umsatzentwicklung auswirken. Besonders von den Lieferproblemen betroffen sind die Bau- und Ausbauhandwerke sowie die Handwerke für den gewerblichen Bedarf und den Kfz-Bereich, wo jeweils mehr Betriebe als im gesamthandwerklichen Durchschnitt von entsprechenden Engpässen berichten.
Von den behördlich angeordneten Betriebsschließungen sind vor allem die Gewerke mit Ladenlokal betroffen. Im Gesamthandwerk erreicht der Anteil dieser Betriebe bereits 16 Prozent und dürfte weiter zunehmen. Besonders betroffen sind die persönlichen Dienstleister im Handwerk: Inzwischen mussten bundesweit 76 Prozent der Betriebe vorübergehend schließen.
Im Vergleich zur Vorwoche haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Geschäfte der Handwerksbetriebe noch einmal zugenommen: 58 Prozent der Inhaber melden, dass sich der Umsatzrückgang innerhalb einer Woche verstärkt hat. Hinzu kommen 54 Prozent, die von einer Zunahme bei den Auftragsstornierungen berichten, und 26 Prozent, deren verfügbare Personalkapazitäten nochmals zurückgegangen sind. Auch die Probleme bei der Verfügbarkeit von Materialien, Vorprodukten, Komponenten und Betriebsmitteln haben sich im Vergleich zur Vorwoche bei mehr Betrieben verschärft (29 Prozent) als verringert (7 Prozent). Am deutlichsten verschärft hat sich die Umsatz- und Auftragssituation in den Gesundheits- sowie den Kfz- Gewerken. Hingegen hat sich die Personalsituation am merklichsten in den Bauhauptgewerken verschlechtert. Die Versorgungslage für Materialien, Vorprodukte, Komponenten und Betriebsmittel hat sich ebenfalls in den Bauhaupt- sowie den Handwerken für den gewerblichen Bedarf am deutlichsten im Vergleich zur Vorwoche verschlechtert.
Die Betriebe passen sich der herausfordernden wirtschaftlichen Situation an und haben bereits verschiedene Maßnahmen umgesetzt oder geplant, um auf den Nachfrageeinbruch bzw. auf die gestörten Lieferketten zurückzuführende Produktionsausfälle zu reagieren. Im Gesamthandwerk benennen 42 Prozent der Betriebe den Abbau von Arbeitszeitkonten als geeignetes Mittel, 43 Prozent die Anordnung von Urlaub für die Beschäftigten und 58 Prozent die Beantragung von Kurzarbeitergeld für (Teile) der Belegschaft. Darüber hinaus ist für 11 Prozent die Kündigung von Mitarbeitern vorstellbar und für 18 Prozent die vorübergehende Schließung des eigenen Betriebs. Den Abbau von Überstunden wollen am häufigsten (53 Prozent) die Handwerke für den gewerblichen Bedarf nutzen. Bei der Anordnung von Urlaub sind dies wiederum die Handwerke für den gewerblichen Bedarf sowie die Ausbaugewerke (jeweils 50 Prozent) die Gewerkegruppen, die dies am häufigsten benennen. Kurzarbeit wird vor allem von den Gesundheits- (79 Prozent), den Bauhaupt- (75 Prozent) und den Kfz-Gewerken (71 Prozent) genannt. Zu Kündigungen würden notfalls vor allem die Lebensmittelhandwerker (17 Prozent) greifen. Beinahe ebenso häufig die Kfz- (15 Prozent) und die Gesundheitshandwerker (14 Prozent). Betriebsschließungen werden am häufigsten von den persönlichen Dienstleistungsgewerken genannt (53 Prozent).
Um die aktuelle wirtschaftliche Schwächephase zu überstehen, sind für die Handwerksbetriebe vor allem nicht zurückzahlbare Zuschüsse das Mittel der Wahl, wenn sie sich ein Unterstützungsinstrument aussuchen dürften (69 Prozent). Aufgrund seiner kleinteiligen Struktur würden vielen Betrieben bspw. Darlehen oder Kredite, die von 31 Prozent genannt werden, nur bedingt nützen. Vielfach wird befürchtet, diese auch nach der Überwindung der wirtschaftlichen Schwächephase nicht zurückzahlen zu können. Überwiegend begrüßt werden zudem die zumindest zum Teil bereits umgesetzten Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld (61 Prozent) sowie die vorgesehenen Steuerstundungen (55 Prozent). Auf Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld setzen vor allem die Gesundheitshandwerke und die Bauhauptgewerke (jeweils 73 Prozent). Steuerstundungen werden wiederum am häufigsten von den Gesundheitshandwerkern präferiert (69 Prozent). Liquiditätshilfen sehen vor allem die Kfz-Gewerke als geeignet an (42 Prozent). Zuschüsse insbesondere die persönlichen Dienstleistungsgewerke (80 Prozent), die Kfz- (77 Prozent) und die Gesundheitshandwerke (74 Prozent).








