Zahlreiche Insolvenzen und dann ein Brand
Wieder nicht Möbelindustrie. Aber eine News – oder vielmehr mehrere – die für Unruhe nicht nur bei Waldbesitzern in Süddeutschland führt: Die in der Oberpfalz beheimatete Ziegler Group, die über 3.000 Mitarbeiter in drei Ländern (Deutschland, Schweden und Rumänien) beschäftigt, ist bankrott. Die Ziegler Holding GmbH aus Plößberg meldete am Mittwoch, 20. November, Insolvenz am Amtsgericht Weiden an.
Zur Ziegler Group gehören deutschlandweit 34 Standorte, aktiv sei man in den fünf Branchen Holz, Logistik, Hausbau, Technik und Dekoration. „Vom Baumstamm über das fertige Haus bis hin zur Dekoration: Bei uns kommt alles aus einer Hand“, ist auf der Homepage der inhabergeführten Gruppe, die auf 75 Jahre Geschichte zurückblickt, zu lesen. Angeblich hätte das Unternehmen in 2022 noch einen Rekordumsatz mit rund einer Milliarde Euro erwirtschaftet. Und in 2023 bei schwachen Märkten dann rund 750 Millionen Euro.
Jetzt läuft es anscheinend nicht mehr so gut. Als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Gericht den Nürnberger Rechtsanwalt Volker Böhm von Schultze & Braun. Böhm begab sich schnell nach Plößberg/Oberpfalz und macht sich in Gesprächen mit den beiden Geschäftsführern Stefan Ziegler und Jörg Artmann ein Bild der Lage. Wollte in den nächsten Tagen und Wochen die zur Verfügung stehenden Sanierungsoptionen prüfen sowie geeignete Maßnahmen einleiten und umsetzen.
Laut Pressemitteilung vom 20. November beabsichtigt Böhm, soweit möglich den Geschäftsbetrieb der Ziegler Holding GmbH während des vorläufigen Verfahrens in vollem Umfang fortzuführen.
„Die Ziegler Group ist eine innovative Unternehmensgruppe, die in zahlreichen Wachstums- und Zukunftsbranchen engagiert ist“, betonte Böhm. „Nach einer ersten Einschätzung bestehen gute Chancen, die Gruppe mittels Insolvenzverfahren neu zu ordnen. Mein oberstes Ziel ist der Erhalt von möglichst vielen Arbeitsplätzen in der Region und darüber hinaus.“
Böhm hatte bereits die Mitarbeiter der Ziegler Group über den Stand der Dinge unterrichtet. Während des Verfahrens werden die Arbeitnehmer regelmäßig Informationen über die weiteren Entwicklungen erhalten. Die Löhne und Gehälter der rund 170 Beschäftigten sind über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert.

Die Gruppe hatte in den vergangenen Jahren nicht zuletzt durch Zukäufe einen offensiven Wachstumskurs eingeschlagen. Über 800 Millionen Euro sollen in den letzten Jahren in Zukäufe für den Holzspezialisten geflossen sein. Neben dem Kerngeschäft, der Holzproduktion und -verarbeitung für die Bauindustrie, ist die Ziegler-Gruppe mittlerweile unter anderem in der Logistik, der Pelletproduktion, der Forstwirtschaft, im Haus- und Fensterbau sowie in der Haustechnik tätig. Allerdings wurde die Gruppe inmitten ihrer Wachstumsphase durch den Einbruch der Bauindustrie infolge des Ukraine-Krieges schwer getroffen.

Bei dieser einen Insolvenz sollte es aber nicht bleiben, wie die Prüfungen des Insolvenzverwalters ergaben. Zwei operative Tochtergesellschaften der Ziegler Group, die Ziegler Holzindustrie GmbH und Co. KG und die Naturheld GmbH, haben zwei Tage später, am 22. November, beim zuständigen Amtsgericht in Weiden Insolvenzantrag gestellt. Als vorläufigen Insolvenzverwalter bei beiden Unternehmen bestellte das Gericht auch hier Rechtsanwalt Volker Böhm von Schultze & Braun. „Wir prüfen zurzeit, ob der Geschäftsbetrieb bei den beiden Gesellschaften im Insolvenzverfahren fortgesetzt werden kann“, teilte Böhm nach seiner Bestellung mit.
Die Ziegler Holzindustrie GmbH und Co. KG mit Sitz in Plößberg/Oberpfalz ist die Ursprungsgesellschaft der Ziegler-Gruppe. Das Unternehmen ist nach Angaben der Gruppe eines der größten Sägewerke in Europa und beschäftigt rund 700 Mitarbeiter. Die Naturheld GmbH mit ihrem neuen und hochmodernen Produktionsstandort in Grafenwöhr-Hütten produziert klimaschonendes Dämmmaterial aus Holzfasern und beschäftigt rund 120 Arbeitnehmer. Das Unternehmen hatte erst im Jahr 2022 die Produktion aufgenommen.

Als Zulieferer der Bauindustrie sind beide Gesellschaften von der anhaltenden und tiefgreifenden Baukrise stark betroffen. Insolvenzverwalter Böhm hat bereits mit der Prüfung begonnen, ob und welche Optionen zur Verfügung stehen, um den beiden Unternehmen wieder eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen. Aufgrund der innovativen Technologie sieht Böhm bei Naturheld gute Chancen für eine Investorenlösung. Böhm hat die Mitarbeiter der beiden Unternehmen über die Insolvenzanträge unterrichtet und ihnen die nächsten Schritte erläutert. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten sind über das Insolvenzgeld auch in diesen Fällen für drei Monate gesichert.
Bis Ende dieser Woche soll feststehen, welche anderen zur Ziegler-Gruppe gehörenden Gesellschaften Insolvenzantrag stellen müssen. Böhm steht dazu mit den verantwortlichen Geschäftsführern der nicht insolventen Gesellschaften in ständigem Kontakt und unterstützt sie bei der Prüfung, ob und wann die Insolvenzreife eintritt. Bereits jetzt steht fest, dass zwei eng mit der Ziegler Holzindustrie GmbH und Co. KG verbundene Unternehmen in der ebenfalls in die Insolvenz rutschen: Das Pelletwerk Ziegler Naturenergie GmbH und die Holzzentrum Ziegler GmbH.
Bei jedem Unternehmen muss einzeln geprüft werden, ob die jeweiligen Gesellschaften im Zuge eines Insolvenzverfahrens sanierungsfähig sind, in der Regel über den Verkauf an einen Investor – nicht zuletzt, um möglichst viele der verbundenen Arbeitsplätze zu erhalten. Ob das gelingen kann, hängt vom Einzelfall ab. „Wenn Möglichkeiten für eine Sanierung vorliegen, werden wir diese nutzen“, ergänzte Böhm.
Im Bereich der Holzverarbeitung hat die Ziegler Group noch fünf weitere Gesellschaften, bei denen die Zukunft unklar ist. Allerdings befinden sich drei davon im Ausland: die Balungstrands Sågverk AB (Schweden), die Bäckebrons Sågverk AB (Schweden) und die ZG Timber Sebes (Rumänien). Die Ziegler Forstservice GmbH und die Ziegler Holztechnik GmbH wurden im Rahmen der Insolvenzanträge bisher noch nicht genannt.
Als wäre das alles nicht schon genug, brennt es diese Woche auch noch lichterloh. Und zwar nicht nur im Finanzbereich, sondern richtig. Am Dienstagnachmittag im Ziegler-Hobelwerk in Döllnitz bei Pressath im Landkreis Neustadt an der Waldnaab, das zum Ziegler Holzzentrum gehört. Auf „BR24“ ist zu lesen: „Kurz nach 16 Uhr stiegen dicke Rauchschwaden über Döllnitz auf. Über die Warn-App Nina gaben die Einsatzkräfte eine Warnung für umliegende Ortschaften heraus, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Um 19:30 Uhr wurde die Warnung wieder aufgehoben. Insgesamt waren 230 Feuerwehr-Einsatzkräfte mit 40 Fahrzeugen am Brandort.“

Das Unternehmen hat in Pressath gut 100 Mitarbeiter, nach Unternehmensangaben ist es die verlängerte Werkbank des großen Plößberger Sägewerks. Im betroffenen Betrieb in Pressath wird Holz unter anderem für den Baubereich gehobelt und druckimprägniert. Laut einer Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberpfalz vermuten die Ermittler derzeit, dass der Großbrand durch technischen Defekt an einer Hydraulikpumpe ausgelöst wurde. Die Flammen hatten die Industriehalle komplett in Brand gesetzt und auf eine Nebenhalle übergegriffen. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Das Feuer richtete allerdings einen Millionenschaden an.