Innovative Recyclingtechnologien – auch für Matratzen
Immer noch landet viel zu viel Kunststoff im Abfall. Die Recyclingquote ist zwar in den vergangenen Jahren gestiegen, liegt aber weltweit weiterhin nur bei 14 Prozent. Dabei sind gebrauchte Kunststoffe eine wertvolle Ressource. Covestro will sich umfassend auf die Zirkularität ausrichten und dazu beitragen, sie zum globalen Leitprinzip zu machen. Dafür entwickelt das Unternehmen innovative Technologien, um Kunststoffe wiederzuverwenden und in den Wertschöpfungskreislauf zurückführen – oft in enger Zusammenarbeit mit Partnern.
Ziel einer neuen Kooperation mit dem Zürcher Taschenunternehmen Freitag ist die unbegrenzte Kreislaufführung von LKW-Planen, die auf thermoplastischen Polyurethanen (TPUs) von Covestro basieren. Nach dem Ende der Nutzungsdauer sollen die Planen vor allem chemisch recycelt und für neue Planen oder andere Produkte genutzt werden. Wichtig für den Erfolg des Projekts ist, dass die Planen ähnlich robust, langlebig und wasserabweisend wie die bisherigen Produkte sind. Bis zur Serienfertigung von Taschen aus den Planen rechnet Freitag noch mit ein paar Jahren, plant aber bereits in diesem Jahr, einen ersten Prototyp auf einen Lastwagen aufzuziehen.
Auf der Fachmesse „K“ Im Oktober stellt Covestro diese und eine Reihe weiterer Entwicklungen für ein sortenreines Recycling von gebrauchten Kunststoffen vor. Der bisherige Schwerpunkt des Unternehmens liegt im bewährten mechanischen (werkstofflichen) Recycling, bei dem der Kunststoff chemisch erhalten bleibt, und jüngeren Verfahren des chemischen Recyclings, bei dem die Polymermoleküle auf chemischem Wege aufgespalten werden. Weitere Technologien einer solchen rohstofflichen Aufarbeitung – vor allem enzymatische und pyrolytische – befinden sich in der Entwicklung.
Vor allem für Polycarbonate bietet sich das mechanische Recycling an. Zahlreiche entsprechende Produkte von Covestro sind bereits auf dem Markt, darunter Polycarbonat-Mischungen für IT-Anwendungen mit bis zu 75 Prozent recyceltem Material – neben Produkten auf Basis massenbilanzierter Rohstoffe. Um das Recycling zu erleichtern, setzt das Unternehmen verstärkt auf Monomateriallösungen für Endprodukte, die sich durch eine vereinfachte Stofftrennung auszeichnen. Außerdem werden neue Kunststoffprodukte von Anfang an so gestaltet, dass sie am Ende der Nutzungsdauer einfacher wieder aufbereitet werden können.
Polyurethane (PU) und andere duroplastische Produkte können meist nicht mechanisch recycelt werden. Hier bieten sich chemische Verfahren an. Covestro hat im Rahmen eines Forschungsprojekts mit Partnern eine innovative Technologie zur Rückgewinnung beider Kernrohstoffe aus PU-Matratzenschaum entwickelt. Dabei handelt es sich um Polyole und das Isocyanat TDI, die für die Herstellung von Matratzenschaum eingesetzt werden. Vom TDI wird dabei das Vorprodukt wieder gewonnen, beide Rohstoffe können nach Aufarbeitung wieder zur Herstellung neuen Schaums verwendet werden. In einer Pilotanlage am Standort Leverkusen werden die bisherigen Ergebnisse überprüft.
Um das Projekt voranzutreiben und Kreisläufe zu schließen, kooperiert Covestro mit Partnern aus der Chemie- und Recyclingbranche. Zusammen mit Interzero, einem europaweiten Serviceanbieter für Kreislauflösungen, das aus Alba Group entstanden ist, sollen Möglichkeiten für die Sammlung und Aufbereitung der Wertstoffe erschlossen werden. Diese sollen schließlich für das chemische Recycling an Covestro gehen. Ein ähnliches Ziel verfolgt Covestro bei der Zusammenarbeit mit der französischen Umweltschutzorganisation Eco-mobilier, die sich auf die Sammlung und das Recycling von Altmöbeln spezialisiert hat.
Auch gebrauchte PU-Hartschäume, die für eine effiziente Wärmedämmung von Gebäuden und Kühlgeräten sorgten, sollten sich mittels Chemolyse oder auch Pyrolyse wieder in ihre Bestandteile zerlegen lassen. Diesem Ziel widmet sich das Forschungsprojekt „Circular Foam“ mit 22 Industriepartnern aus neun Ländern, das von Covestro koordiniert wird. Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft wollen im Laufe der kommenden vier Jahre ein umfassendes Lösungsmodell für das Abfallmanagement und Recycling solcher Schäume entwickeln.
Auch hier geht es um die Rückgewinnung beider ursprünglich eingesetzten Rohstoffe – von Polyolen und einem Amin, das als Vorprodukt für das Isocyanat MDI eingesetzt wird. Bei erfolgreicher Schließung des Stoffkreislaufs könnten in Europa ab 2040 jedes Jahr bis zu eine Million Tonnen Abfall, 2,9 Millionen Tonnen CO2-Emissionen und 150 Millionen Euro an Verbrennungskosten eingespart werden.
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