Keine Entspannung in Sicht
Die Auftragsbücher der Unternehmen sind voll, doch Lieferengpässe bremsen Firmenkonjunkturen empfindlich aus. Gleichzeitig kennen die Preise seit mindestens eineinhalb Jahren nur noch die Richtung nach oben. Die „möbelfertigung“ hat in der Branche nachgefragt, wie die Unternehmen aktuell agieren und welche Prognose sie für dieses Jahr haben.
„Die Versorgungslage ist seit anderthalb Jahren angespannt. Wir stehen vor einer enormen Herausforderung, um der außerordentlichen Auftragssituation unter den gegebenen Umständen der Materialversorgung und der Kostenexplosion gerecht zu werden“, erläutert Burkhard Schreiber, Geschäftsführer von Kesseböhmer. „Bis dato haben wir es geschafft, von größeren Versorgungsengpässen an Vormaterialien verschont zu bleiben.“ Recht kritisch äußert sich Schreiber zu den Aussichten für dieses Jahr: „Wir glauben nicht, dass sich die Lage vor Ablauf des nächsten Jahres stabilisiert, eine Einschätzung ist aber kaum möglich. Wir spüren zwar eine minimale Entspannung bei den auf höchstem Niveau liegenden Stahlpreisen. Ob sie aber nachhaltig ist, hängt von vielen Faktoren ab: Aufhebung der US-amerikanischen Strafzölle gegenüber Europa, nicht aber gegenüber Asien, Verlängerung europäischer Strafzölle für asiatische Stahlimporte usw. Wohin wird die europäische Stahlindustrie ihre Mengen verkaufen? Kann 2022 der Mangel an Halbleiterchips beseitigt werden? Wird die Nachfrage nach Investitionsgütern auch 2022 sehr hoch sein?“
Ähnlich bewertet auch Thomas Kracht, Bereichsleitung Produktentwicklung bei Palmberg, die Aussichten: „Die mehr als angespannte Lage der Materialverfügbarkeit, zum Beispiel bei Stahl, Elektronik, Holz oder Kunststoffen, sowie die steigenden Rohstoff- und Energiepreise werden uns auch im Jahr 2022 weiterhin begleiten. Wir rechnen also auch für das Jahr 2022 weiterhin mit verlängerten Vorlaufzeiten und Materialknappheit in der Beschaffung. Dabei zeichnet sich aktuell bei den genannten Materialien eine preisliche Seitwärtsbewegung ab, mit einer eher leicht steigenden Tendenz für das nächste Jahr. Eine Entspannung für das Jahr 2022 zeichnet sich somit aus unserer Sicht eher nicht ab.“
Auf die Situation haben sich einige Unternehmen, im Rahmen der Möglichkeiten, eingestellt: „Um der Situation entgegenzuwirken haben wir innerhalb der Homag Gruppe die Verbindlichkeiten ausgeweitet, das heißt langfristige Bestellungen zum Teil bis Ende 2022 getätigt“, erklärt Achim Homeier, Senior Director Global Marketing & Product Management von Homag. „Zur weiteren Absicherung stehen wir im engen Kontakt mit unseren aktuellen Lieferanten und Partnern, suchen gemeinsam mit der Entwicklung alternative Komponenten / Lieferanten und nutzen unsere Lagerkapazitäten aus, um Material über das Normalmaß hinaus zu lagern. Um der mittel- bis langfristigen Marktentwicklung gerecht zu werden, investiert Homag in die Logistik an zentralen Standorten und baut hier sowohl die statischen als auch dynamischen Kapazitäten aus.“
„2022 wird einfach ganz klar eine Herausforderung und sicherlich auch nachhaltige Änderungen in Bezug auf aktuelle Lieferketten haben, wie etwa statt Single Sourcing mehr regionales und europäisches Sourcing“, ergänzt Michael Stiehl, Geschäftsführender Gesellschafter der Rauch Möbelwerke.
Die komplette Umfrage, inklusive der vollständigen Antworten der hier zitierten Branchenspezialisten, lesen Sie in der möbelfertigung 1/2022, die am 9. Februar erscheint.
Freuen Sie sich in der Ausgabe außerdem (unter anderem) auf Interviews mit Leicht Küchen-Geschäftsführer Stefan Waldenmaier und Pfleiderer-CE Dr. Boris Gorella sowie unser großes Trendpanel.
Umfrage der „möbelfertigung“ zu Lieferketten und Preisentwicklungen
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