Die Folgen der Corona-Pandemie in 10 Zahlen
Die Corona-Pandemie wirkt sich seit ihrem Ausbruch im März 2020 massiv auf sämtliche Bereiche des täglichen Lebens in Deutschland aus. Sie hat innerhalb eines Jahres in Wirtschaft und Gesellschaft, im Staatshaushalt und in der Bildung, im Verkehr sowie bei den Bevölkerungszahlen zu außergewöhnlichen Entwicklungen geführt. Das Statistische Bundesamt (Destatis) gibt einen Überblick über besonders einschneidende Veränderungen im Corona-Jahr 2020 und zu Beginn des Jahres 2021.
-4,9% beim Bruttoinlandsprodukt: Wirtschaftsleistung bricht
im Jahr 2020 deutlich ein
Die deutsche Wirtschaft ist im Jahr 2020 nach zehn Jahren des Wachstums in eine
tiefe Rezession geraten: Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging um
4,9 Prozent gegenüber 2019 zurück. Im zweiten Quartal 2020 hatte die
Wirtschaftsleistung einen historischen Einbruch erlitten. Das Minus von 9,7 Prozent
(preis-, saison- und kalenderbereinigt) gegenüber dem ersten Quartal 2020 war
der mit Abstand stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen
BIP-Berechnungen für Deutschland im Jahr 1970. Auf den Einbruch der
Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal folgte eine rasche Erholung im dritten Quartal
(preis-, saison- und kalenderbereinigt +8,5%). Die zweite Corona-Welle und der
zweite harte Lockdown zum Jahresende stoppten diese annähernd V-förmige
Entwicklung. Zwar stieg das BIP im vierten Quartal gegenüber dem dritten Quartal
(preis-, saison- und kalenderbereinigt) leicht um 0,3 Prozent. Das preis- und
kalenderbereinigte BIP war im Schlussquartal des Jahres 2020 aber noch 3,7 Prozent
niedriger als im letzten Vorkrisen-Quartal, dem vierten Quartal 2019.
4,2% Defizitquote: Zweithöchstes Staatsdefizit seit der
deutschen Vereinigung
Die Corona-Krise hat im Jahr 2020 nach vorläufigen Berechnungen zu einem Finanzierungsdefizit
des Staates in Höhe von 139,6 Milliarden Euro geführt (Daten in der Abgrenzung
des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen 2010). Das war
das erste Defizit seit 2011 und das zweithöchste Defizit seit der deutschen
Vereinigung, nur übertroffen vom Rekorddefizit des Jahres 1995, in dem die
Treuhandschulden in den Staatshaushalt übernommen wurden. Gemessen am BIP in
jeweiligen Preisen errechnet sich für 2020 eine Defizitquote von 4,2 Prozent.
Der Referenzwert des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts von 3 Prozent
wurde damit deutlich verfehlt. Seine Anwendung wurde jedoch für die Jahre 2020
und 2021 ausgesetzt.
74,5% weniger Fluggäste – niedrigster Wert seit der
deutschen Vereinigung
Der Luftverkehr musste 2020 die größten Einbrüche seit Jahrzehnten verkraften:
Rund 57,8 Millionen Fluggäste starteten oder landeten auf den 24 größten
Verkehrsflughäfen in Deutschland – das waren 74,5 Prozent weniger als im Jahr
2019. Insbesondere der Flugverkehr mit den wichtigen Zielländern USA (-80%)
und China (-88%) nahm deutlich ab. Der starke Rückgang von Urlaubs- und
Geschäftsreisen führte zum geringsten Wert seit der deutschen Vereinigung
(1991: rund 63 Millionen Fluggäste).
Dass die Reisenden ausblieben, bescherte auch der Tourismusbranche in
Deutschland heftige Einbußen: Allein die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus
dem Ausland fiel im Jahr 2020 mit 32 Millionen knapp zwei Drittel (-64,4%)
geringer aus als 2019.
Der Umsatz im Gastgewerbe insgesamt – dazu gehört neben der Beherbergung auch
die Gastronomie – brach mit dem Ausbruch der Pandemie um fast die Hälfte ein.
Im Zeitraum von März 2020 bis Januar 2021 lag er real (preisbereinigt) um 47,1 Prozent
unter dem des Vorjahreszeitraums.
4,6% weniger Konsumausgaben der privaten Haushalte –
stärkster Rückgang seit Jahrzehnten
Das Konsumverhalten privater Haushalte in Deutschland hat sich aufgrund der
Corona-Pandemie im Jahr 2020 stark verändert. Die Konsumausgaben der privaten
Haushalte im Inland gingen nach den Konzepten der Volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnungen im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozent in jeweiligen
Preisen und um 5,0 Prozent preisbereinigt zurück. Dies war der stärkste
Rückgang seit Jahrzehnten. Weniger ausgegeben wurde coronabedingt für
Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen (-33,2 % gegenüber 2019 in
jeweiligen Preisen) oder für Verkehr (-11,7 %). Mehr gaben die privaten
Haushalte entgegen dem allgemeinen Trend für Nahrungsmittel und Getränke aus
(+6,3 %).
Dass die Nachfrage nach bestimmten Hygieneartikeln sowie Produkten des
täglichen Bedarfs in der Corona-Pandemie zeitweise deutlich anstieg, spiegelte
sich auch in der inländischen Produktion von bestimmten Gütern im Jahr 2020
wider. Ein Beispiel: Mit 110.000 Tonnen Wirkstoffgewicht produzierten die
Unternehmen in Deutschland mit 50 und mehr Beschäftigten gut 75 Prozent mehr
Desinfektionsmittel als im Jahr 2019. Auch bei den Nudeln – ein beliebtes
Lebensmittel zur Bevorratung oder für die schnelle Zubereitung einer Mahlzeit –
wurde die Produktion ausgeweitet. Im Jahr 2020 wurden mit 294.000 Tonnen 20 Prozent
mehr Nudeln produziert als im Vorjahr.
27,8% Umsatzplus im Onlinehandel seit Ausbruch der Pandemie
Die Einzelhandelsunternehmen in Deutschland haben die Pandemiezeit von März
2020 bis Ende Januar 2021 insgesamt noch positiv abgeschlossen. In diesem
Zeitraum lagen die realen Umsätze 3,2 Prozent über denen desselben Zeitraums im
Vorjahr. Zwischen den einzelnen Branchen gab es jedoch deutliche Unterschiede.
Der Versand- und Internethandel ist klarer Gewinner der Corona-Krise: Im
Zeitraum März 2020 bis Januar 2021 verbuchten die Onlinehändler ein Umsatzplus
von real 27,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Während des
Winter-Lockdowns konnte der Online-Handel seine realen Umsätze im Dezember 2020
um 32,3 Prozent und im Januar um 31,8 Prozent überdurchschnittlich steigern, da
viele Geschäfte erneut für Wochen schließen mussten oder seltener besucht wurden.
Diese Umsatzsteigerungen des Onlinehandels gehen unter anderem zu Lasten der
Kaufhäuser: Die realen Umsätze der Warenhäuser lagen von März 2020 bis Januar
2021 um 17,6 Prozent unter denen des Vorjahreszeitraums. Die Umsatzverluste
fielen dabei wegen der Geschäftsschließungen in den Lockdown-Monaten März (real
-31,7%) und April 2020 (real -45,2%) sowie Dezember 2020 (real -28,1%) und
Januar 2021 (real -42,9%) besonders hoch aus. Der Umsatzzuwachs des
Onlinehandels erreichte im Betrachtungszeitraum eine ähnliche Größenordnung wie
die Verluste des Einzelhandels mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und
Lederwaren (real -30,7%). Viele Verbraucherinnen und Verbraucher beziehen eben
diese Produkte schon seit Jahren immer häufiger über das Internet – durch die
Pandemie wurde diese Entwicklung noch verstärkt. Im Januar 2021 war der
Umsatzverlust bei den Mode- und Schuhgeschäften mit real -78,9 Prozent im
gesamten Betrachtungszeitraum am höchsten.
0% Bevölkerungswachstum in Deutschland – erstmals seit 2011
Im Jahr 2020 ist die Bevölkerung Deutschlands zum ersten Mal seit 2011 nicht
weiter gewachsen. Bevölkerungszahl verharrte nach einer ersten Schätzung bei
83,2 Millionen Menschen. Die Gründe: Die Zahl der Geburten hat 2020 gegenüber
2019 nach letzten Schätzungen leicht abgenommen und die Zahl der Sterbefälle
ist spürbar gestiegen. Zudem war die Nettozuwanderung, also der Saldo aus Zu-
und Fortzügen, deutlich niedriger als im Vorkrisenjahr. Insbesondere
Reisebeschränkungen infolge der Corona-Pandemie und die wirtschaftlichen Folgen
der Krise dürften sich eindämmend auf die Zu- und Abwanderung ausgewirkt
haben.
21% weniger ausländische Studienanfänger und -anfängerinnen
im Studienjahr 2020
Die coronabedingten Reisebeschränkungen wirkten sich auf den Hochschulalltag in
Deutschland im Studienjahr 2020 (Sommersemester 2020 und Wintersemester
2020/2021) aus: Nach vorläufigen Ergebnissen nahm gut ein Fünftel (21%)
weniger ausländische Studierende ein Studium an einer deutschen Hochschule auf.
Zwar nahm die Zahl der deutschen Studienanfängerinnen und -anfänger geringfügig
zu: um 2 Prozent auf 389.200. Das Wegbleiben der ausländischen Studierenden
sorgte jedoch dafür, dass sich mit 488.600 Studierenden insgesamt 4 Prozent
weniger neu immatrikulierten als im Studienjahr 2019. Das ist der stärkste
Rückgang seit 2012.
-1,1% bei Reallöhnen – stärkster Rückgang seit Beginn der
Erhebung
Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland mussten im Corona-Jahr
2020 anders als zu Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009
Verdiensteinbußen hinnehmen: Die Reallöhne gingen um durchschnittlich 1,1 Prozent
gegenüber 2019 zurück. Die Corona-Krise und der daraus resultierende vermehrte
Einsatz von Kurzarbeit führte erstmals seit Beginn der Erhebung im Jahr 2007 zu
einem nominalen Verdienstrückgang: Der Nominallohnindex ging nach den
Ergebnissen der Vierteljährlichen Verdiensterhebung im Jahresdurchschnitt 2020
um gut 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Der Index bildet die
Entwicklung der Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen ab. Die
Verbraucherpreise stiegen im selben Zeitraum um knapp 0,5 Prozent.
Die Zahl der Erwerbstätigen liegt seit Ausbruch der Pandemie im März 2020 unter
Vorkrisenniveau. So waren im Januar 2021 saisonbereinigt 1,6 Prozent oder 726.000
Personen weniger erwerbstätig als im Februar 2020, dem Monat vor Beginn der
Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland.
10,7% weniger Verkehrstote – niedrigster Stand seit fast 70
Jahren
Durch Reiseeinschränkungen, Kontaktverbote und weitere Maßnahmen zur Senkung
der Ansteckungsgefahr ist die Mobilität in der Corona-Pandemie zurückgegangen –
auch im Straßenverkehr. Dies führte unter anderem zu deutlich weniger Verkehrsunfällen
im Jahr 2020. Insgesamt hat die Polizei rund 2,3 Millionen Unfälle aufgenommen;
das waren 16,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Verkehrstoten
ging um 10,7 Prozent auf 2.719 Menschen zurück – das ist der niedrigste Stand
seit Beginn der Statistik vor fast 70 Jahren. Den zeitweise erheblichen
Mobilitätsrückgang zeigen auch unsere Sonderauswertung von Mobilfunkdaten.
Diese haben derzeit noch experimentellen Charakter. Deutschlandweit finden seit
Anfang November 2020 im Fernverkehr knapp ein Viertel weniger Autofahrten statt
als vor der Corona-Krise. Die Zahl der Bahnreisen ging sehr viel stärker,
nämlich um knapp zwei Drittel zurück. In Jahresverlauf und regional variiert
die Mobilität jedoch zum Teil deutlich. So ging die Mobilität im ersten
Lockdown im März/April schlagartig um zeitweise 40 Prozent im
Wochendurchschnitt zurück. Im Sommer ließ sich in einigen Regionen hingegen
eine deutliche Zunahme der Mobilität beobachten, was auf ein verändertes Urlaubsverhalten
der Bevölkerung hindeutet. Im zweiten „harten Lockdown“ ab Mitte Dezember sank
die Mobilität wieder, allerdings weniger abrupt als im Frühjahr um bis zu etwa
30 Prozent.
47% Strom aus erneuerbaren Energien – ein Rekordhoch
Im Pandemie-Jahr 2020 stammt fast die Hälfte (47%) des in Deutschland
erzeugten und eingespeisten Stroms aus erneuerbaren Energien – ein neuer
Höchststand. Nach vorläufigen Ergebnissen hatte mit der Windkraft erstmals ein
erneuerbarer Energieträger den höchsten Anteil (25,6%) an der in einem Jahr
eingespeisten Strommenge und löste damit Kohle als wichtigsten Energieträger
ab. Insgesamt wurden in Deutschland 502,6 Milliarden Kilowattstunden Strom
erzeugt und in das Stromnetz eingespeist – 5,9 Prozent weniger als im Jahr
2019. Die niedrigere Gesamtstromerzeugung sowie der gestiegene Anteil der
erneuerbaren Energien hängen teilweise mit dem Lockdown im Frühjahr 2020 zusammen:
Der vergleichsweise geringe Strombedarf in dieser Zeit konnte zu einem großen
Teil aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Dafür wurden viele
konventionelle Kraftwerke zurückgefahren.